Kurz vor Biograd segeln wir auf Kollisionskurs mit einer Megayacht, bei denen man oft die eingebaute Vorfahrt vermutet. Aber mit ihrer Erfahrung und optimalen Intrumentierung sehen sie sicher genau, was geht.Und einige tausend Pferdchen aktive Sicherheit in der Hinterhand sind auch von Nutzen.
Biograd war nicht so herausragend, aber die erste einer Reihe von Großmarinas mit überwiegendem Charterbetrieb. Da wir ausgerechnet an einem Freitag ankamen, haben wir lieber telefonisch nach einem Platz angefragt. Zögernd sage man zu. Dann war eine Menge frei, aber nicht lange…Ruck-zuck war der Hafen voll mit Schiffen und Menschen, fast nur Charter. Es wurde viel deutsch gesprochen, was auch erstaunlich viele Kroaten können. Auf dem Steg hörte ich im Vorbeigehen die typische Frage der Tochter einer ankommenden Charterfamilie, die lautete: haben wir die Frage der Schlafzimmerverteilung schon geklärt. Schließlich entscheidet sich damit, ob der Urlaub den Daumen nach Nord oder nach Süd bekommt.
Der Blick auf Biograd von See aus fällt also auf ca. 850 Sportboote, alle non-bio-de-gradeble.
Auf dem Weg nach Zadar hatten wir bei wenig Wind eine heftige Strömung von vorne, deren Ursprung mir nicht ganz ersichtlich war. Generell gibt es dauernd große Strömungen in der Adria mit gleicher Richtung. An manchen Engstellen wundert man sich, wie diese anwachsen. Wahrnehmbare Tidenhübe werden sich nach Norden hin immer weiter steigern, in Zadar sind es 40cm, bei Vollmond etwas mehr.
An Land sind 40 cm zwei Treppenstufen, aber im Wasser kann es schon eine mächtige Strömung bedeuten.
Die wichtige Verbindung zwischen den Inseln Ugljan und Pasman mit einer Hochbrücke mußten wir umfahren, da diese nur mit 16.50 m Höhe in den Seekarten angegeben ist. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, und wenn doch oft der Eindruck ganz schön täuschen kann, war auch ich überzeugt, daß es besser war, es nicht probiert zu haben.
Immerhin steckt noch ein Durchfahrtstest in den Kornaten im Gedächtnis, der mit Auflaufen endete und den Skipper zum Aussteigen und Kraftmeiern zwang.
Einen Tag später sahen wir eine Bavaria, die weniger Glück hatte, und mit ihrem Kurzkiel und Speed fett an einer nicht passierbaren Stelle bei Strömung aufgebrummt ist. Wir konnten nicht helfen und wissen auch nicht, wie er wieder runtergekommen ist.
In Zadar machten wir mit unserem Schiff erst einmal eine Hafenrundfahrt, das spart enorm.
Leider waren wir einen Tag zu spät, um den Millenium-jump mitzubekommen. 3000 Menschen sind an der kilometerlangen Uferpromenade angezogen und auf ein Kommando gleichzeitig in die Adria gehüpft. Das muß gewaltig geplanscht haben. Da die Ufermauer in Wasserhöhe einen Absatz hat, mußten die Teilnehmer einen gewissen Satz nach vorne machen, um nicht hart zu landen.
Keine Meldungen über Steißbeinbrüche. Aber der generierte Sound an der in Wellenhöhe installierten Wasserorgel, der im Normalfall schon beeindruckend die Meeresbewegungen intonisiert, muß berstend gewesen sein.
Eine weitere Installation, die tagsüber Solarstrom in begehbaren Platten speichert, um einem damit nachts den Sternenhimmel zu erklären, konnten wir nicht geniessen, da Moni den unbedingten Wunsch nach einem Eiskaffee am zentralsten Punkt der Stadt entwickelte, und als wirihm nachkamen, tat sich vor unseren Augen Großes auf.
Ganz lässig und professionel hat ein älterer Herr auf dem mittelalterlichen Marktplatz eine einfache Bühnenshow installiert, dann zwängten sich Autos durch die fast von Menschmassen verstopften, engen Gassen. Diese brachten Musikintrumente, die wegen ihrer Größe kaum normal transportabel
waren. Immer mehr Musiker trafen ein mit hellblauen und dunkelblauen Hemden. Neugierig verlängerten wir den Eiskaffee mit Tonic, Bier und Caipirinha. Am Ende genossen wir ein Gratis-Konzert zweier Jugendorchester vom Allerfeinsten. Während das erste den Stil einer Big-band hatte und sicher noch im Aufbau war, zeigte das zweite mit reichlich Holzbläsern deutlich mehr Klasse, auch dank einem Original von Dirigenten, der in gedämpfter Break-dance-Manier fast schon eine Pantomime zur Musik darbrachte und aus dem Orchester das Maximum herausholte.
Eine blutjunge Sängerin bot mit großem Talent zwei Songs, einmal auf kroatisch, einmal auf englisch dar, und empfahl sich für den Eurovision Song Contest.
Moni begeisterte sich besonders an den spontanen Darbietungen anwesender Kleinkinder, die ballettartig improvisierten und mit Kleidern, Unterwäsche und Windeln den glatten Boden des Marktplatzes polierten.
Mit dem Bus ging es zurück in unsere D-Marina Borik, die an das Niveau der anderen D-Marinas bei Weitem nicht herankommt.
Als Eindruck bleibt zurück, daß in Zadar wahrscheinlich durch Kriegseinflüsse nicht soviel erhalten geblieben ist, wie in anderen Orten, und man versucht dieses durch ein reichhaltiges Kulturangebot zu kompensieren, da man wirtschaftlich auch besser dasteht, als anderswo.