In Montenegro, da außerhalb der EU, hörte mein Mobilfunkvertrag auf, und ich verzichtete darauf, online zu sein.
Beim Wiedereintritt in die EU gab sich mein Hosentaschencomputer beleidigt und streikte in diversen Funktionen. Daher die Lücken in der Berichterstattung.
Unsere Dreier-Bootsflottile zeigte nach zweimonatiger Geschwaderfahrt über hunderte von Seemeilen und vielen gemeinsamen Erlebnissen leichte Auflösungserscheinungen vor dem angepeilten Auseinandergehen.
Unterschiedlliche Neigungen und Bedürfnisse lassen einen schon einmal auseinander driften, wobei man sich natürlich besonders freut, wenn es wieder konvergiert.
So hat sich unsere Skipperin in Korcula eine Auszeit gegönnt und anstatt die Stadtplanung, Architektur
oder Marco-Polo-Historie zu studieren, ließ sie sich, einem dringenden Bedürfnis nachkommend, coloriert frisieren.
Den Zeitverlust mußten wir durch geschickte Logistik und eine nächtliche Braßfahrt kompensieren. Walter berichtete telefonisch, daß die von den Surfern geschätzte Welle
ihn sein Ziel nicht erreichen ließ, dafür aber eine schöne, ruhige Ausweichbucht. Also hin zu Walter und Christine, wo wir am gemeinsamen Ankerplatz auf ihrem Boot Abschied feierten.
Am nächsten Morgen, auf dem Weg nach Hwar, haben wir es mit unserem Wohnschiff beim Kreuzen übertrieben, worauf wir beim späten Ankern nur noch Ekke und Maria zum Abschied nehmen bei uns begrüßen konnten, und von den Kroatien-Erfahrenen wertvolle Tipps für unsere Weiterreise erhielten.
Gleich den ersten, mit einem Taxiboot nach Hwar überzusetzen, mißachteten wir. Wofür haben wir letzendlich ein motorisiertes Beiboot?
Die ersten Schwierigkeiten begannen mit der fehlenden Navigation angesichts des zerklüfteten Insellabyrinthes und unserer nebulösen Vorstellungen.
Als wir endlich unser Ziel in einer unerwartet weiten Entfernung erblickten, kamen leichte Zweifel auf, ob der im integrierten Tank im Motor mitgeführte Treibstoff reichen würde.
Doch die plötzlich uns empfangende, durcheinander laufende Welle, als wir aus dem Landschutz heraus waren, ließ für Grübeleien keine Zeit.
Hinzu kam ein Schiffsverkehr, vom Paddelboot bis zum Kreuzfahrtschiff in einer Frequenz, wie ich mir die Rushhour in Bombay vorstelle.
Die meisten schienen darin zu wetteifern, eine möglichst schön geformte Welle in unserer unmittelbaren Nähe aufzubauen, als gälte es, den Donald Trump zu imitieren.
Einige waren dermaßen erfolgreich damit, daß ich das Ergebnis nicht auszusteuern vermocht habe und meine Gallionsfigur, Moni, und alles Frachtgut gründlich gewässert wurden.
Als wir trotz alledem unser Ziel fast erreicht hatten, versagte unser 2,5 PS Yamaha seinen Dienst und führte augenblicklich zu einem Stimmungstief bei unserer weiblichen Mannschaft. Sie forderte energisch für die Rückfahrt ein ‚Taxiboot ein, welches unsere volumen- und vortriebsschwache Gummigurke hinterherziehen sollte.
Auftragsgemäß versuchte ich zu verhandeln, doch der Unternehmer schüttelte ungläubig den Kopf, ließ sich den Schlüssel überreichen, sprang in’s Boot und ließ unseren Kleinmotor laut aufheulen. Mit: wo ist das Problem? gab er mir den Schlüssel zurück.
Also erst einmal Stadtbesichtigung.
Moni bestand trotzdem auf einer Taxifahrt und ich willigte für ihre Person ein, mit der Hoffnung auf eine entspannte Rückfahrt. Leider stellte sich heraus, daß das letzte Taxiboot schon längst gefahren war, und Moni auf den nächsten Morgen warten müßte.
Also legte sie notgedrungen ihr Schicksal in die schwachbrüstigen Schläuche unseres Schiffsanhang’s mit seinem asthmatischen Flautenschieber.
Erstes Vergnügen war, die dichte Phalanx der inzwischen vor dem Ufer geankerten Yachten zu durchbrechen, und sich einen Weg in die freie See zu bahnen. Dann wieder: welcher Kurs? Vor der großen Fähre, oder dahinter? Soll man das mitleidige Grüßen anderer Bootsfahrer erwidern?
Am Ende mußten wir zusehen, Megayachten bei ihren piniblen Ankermanövern nicht zu behindern und nicht von einem fallenden Anker versenkt zu werden.
Die gelegentlichen Streiks unseres Antriebsaggregates, welches ich erst kürzlich ziemlich weit auseinander gebaut habe, um ihm das Benzin-Nässen abzugewöhnen, nahmen wir mit zunehmender Gelassenheit.
Auf dem Weg zu unseren Freunden Bärbel und Werner setzte ich mich entgegen vieler Warnungen durch, mitten in das High-life-center Bol zu fahren, und…., wir wurden freundlich empfangen und umgehend um 390 Kunar, ca 60 € erleichtert.
Dafür versuchte unser Schiff permanent die Reißfestigkeit unserer Festmachleinen auszutesten und die nahegelegene Disko tat dies mit der Dezibeltoleranz unserer Trommelfelle. Fällt mir nur der Refrain vom berliner Song ein: „aber dennoch hat sich Bolle, ganz köstlich amüsiert“.
Bol ist ein Mekka für Windsurfer, wo ich natürlich herausfinden mußte, was noch so geht an der Landzunge, Goldenes Horn genannt.
Schön war der Bierdurst, nach reichlich Unter-Wasser-Aktivitäten.
Das Kloster Blaka besuchten die Geländegängigen von uns per Auto, und nicht mit dem Schiff, wie zunächst geplant. Dieses Kloster wurde aus Angst vor den vorrückenden Türken gegründet und bewohnt. Wenn Herr Erdogan heute mitbekommt, was Menschen aus Furcht vor seinen Landsleuten alles anstellen, muß man sich nicht wundern, wenn ihm dies zu Kopf steigt.
Der letzt Abt im frauenlosen Kloster hatte dadurch soviel Durchblick, daß er zwei Kometen und einen Asteroiden entdeckt hat. Mit Frauen kann man auch schon einmal Sternchen sehen, wenn es etwas hektischer zugeht.
Uns stiegen Merkwürdigkeiten zu Ohren, nachdem ein Buschfeuer am Ortsrand von Bol unser weißes Schiff tüchtig eingeäschert hat. Der Brand wurde zufällig beim Flexen initiiert und fackelte dummerweise ausgerechnet ein Gelände ab, welches bebaut werden sollte, die Baugenehmigung aber auf sich warten ließ.
Auch die Feuerwehr und die kanadischen Löschflugzeuge ließen auf sich warten, aus unterschiedlichen Gründen.
Nahezu gar nicht warten muß man, wenn man eines der zahlreichen Ausflugsboote aller Größen und Charakteristika betreten möchte, um einen schönen Strand(meistens Kies), noch kristallklareres Wasser und noch bessere Stimmung erleben will.
Diese tausendfach gedruckten und gepriesenen Prophezeiungen sind schwer mit dem kompletten Fehlen von Sanitär- und Kläranlagen in Einklang zu bringen, und wenn ich beim Ankern fernab von menschlichen Zusammenballungen mich damit fit zu halten versuche, indem ich schrubbend dem Meer einen häßlichen Schmutzfilm wieder zurückgebe, den es mir mit seinen Wellen freundlicher Weise rund um das Schiff an der Wasserlinie an die Bordwand geklatscht hat, hinterfrage ich regelmäßig die besagte Kristallklarheit.
Auch eine blau-grüne Welle, von Neptun frech an unsere Salonfenster gepeitscht, machen diese augenblicklich blind.
Da nützt es nichts, wenn man noch bei 10 Meter Wassertiefe auf den Grund sehen kann; man kann auch durch Kohle hindurchsehen, wenn man sie nur lange genug zusammen gedrückt hat.
Nachdem wir dem teuren Hafen Bol entflohen waren, rutschten wir mit frischem achterlichen Wind an die Westspitze von Brac und entschieden spontan nach einem Winddreher die gerade erreichte Bucht anzulaufen. Flugs tauchte ein gut motorisiertes Schlauchboot mit einem jungen Mann an unserer Bordwand auf und bot uns eine Mooring zum Festbinden an. Vorsichtshalber fragten wir nach dem Preis….und waren sprachlos.
Im aktuellen Hafenhandbuch vom Herrn Beständig waren für unsere Schiffsgröße 250 Kunar aufgerufen, aber 350 wurden unverschämt verlangt. Für Uneingeweihte, eine Mooring ist ein Gewicht am Meeresboden mit einer Leine dran und einem Plastikschwimmkörper zum finden der Leine. Nach dem Preis könnte man meinen, daß man an der versenkten Venus von Milo anbindet, aber es ist nur ein häßlicher Betonquader, oft unterdimensioniert, weil das archimedische Prinzip mißachtend, aber der Besitzer haftet selbstverständlich für garnichts.
Wir warfen den Anker in einer abgelegenen Bucht und brachten eine Leine, sogenannte Landfeste an Land aus.