Tivat

Seit unserem längeren Aufenthalt in Crotone sind wir mit den liebenswerten Schweizern sporadisch gemeinsam unterwegs, bis sich die Wege in Brindisi trennten, da jene die alte Blauwasserregel modifiziert haben, die da heißt: Süd-segeln bis die Butter schmilzt, um dann westwärts zur Karibik.

Wenn bei den Schweizern die Butter schmilzt, stellen sie ihre Aluschüssel den Italienern auf den Hof und verziehen sich in die kühlen Berge, da die Wellenberge ihren fehlenden Kühlschrank nicht ersetzen. So muß man sich um den geliebten Käse keine Sorgen machen.

Als Abschiedsgeschenk drängten wir ihnen eine Hafenrundfahrt mit unserer Toscadeau auf, um dabei festzustellen, daß die Werft am Ende des Hafens keine gute Option für die Zwischenlagerung Ihres Schiffes ist. Sie konnten sich vortrefflich mit ihrer schweizer Neutralität revanchieren, indem sie einen Streit schlichteten und an Bord Tranquilizerfunktion übernahmen. Der Sonntagsdienst-schiebende Wachmann machte ein riesen Spektakel, als er unser lang, aber nicht ihm,  angekündigtes Ablegemanöver wahrnahm. Er vermutete Zechprellerei. Mich erboste es, daß diese Südländer das maßlos überteuerte Liegegeld schwarz vereinnahmen und keine Quittung ausstellen wollten, dann aber natürlich intern nicht groß darüber reden, ihren Kunden aber durch diese Desinformationspolitik einfach  Betrug unterstellen. Überschäumendes, italienisches Temperament, welches sich in einem unverständlichen süditalienischen Dialekt ausdrückt, bei null Englisch-Kenntnissen, obwohl man mit der Seefahrt zu tun hat, kommt bei mir richtig gut an.

Aber Schweizer Diplomatie löst alle Probleme. Frage mich nur, wann und wie oft ich die in Zukunft wieder brauchen würde.

Als wie endlich, sogar mit Hilfe des Erhitzten, los kamen, mussten wir erst die im Schiff versammelten Rauchschwaden loswerden, die von einer großen Müllabfackelung in Luv stammten. Hat man aus all den Dioxin-Skandalen auch gar nichts gelernt?

Ein frischer Wind jagte uns erst durch das Verkehrstrennungsgebiet vor der Hafeneinfahrt und dann durch die empfohlenen Dampferrouten entlang der Küste.

Als das Licht ausging  , war auch wieder der Wind weg und das Schauspiel wiederholte sich morgens umgekehrt, mit einer tollen Zugabe. Da ich fast sowieso durchgehend Wache hatte, sah ich die seltenen und vom Aussterben bedrohten Adria-Delfine unser Boot umkreisen.

Dann wollte uns wohl ein größerer Tunfisch seine Ausdauer beweisen, indem er stundenlang unserer backbord Ruderflosse direkt nachschwamm . Er konnte sich sicher keinen Reim daraus machen, wie die von ihm entdeckte Flosse mit minimalen Ausschlägen einen Riesenfisch munter antreibt.

Da Brindisi am Sonntag wie ausgestorben war, war auch keine montenegrinische Gastlandflagge aufzutreiben. Also mit dem letzten innereuropäischen Mobilnetz diese Flagge aus dem Internet runtergeladen, zweimal ausgedruckt, wobei wir die eigentlich erforderliche Spiegelung nicht hinbekommen haben, und dann in eine Plastikhülle, und zusammen mit Flagge Q rauf in den Mast.

So geht es rein in’s Abenteuer Montenegro, etliche der größten Superyachten auch made by Lürssen sind schon da, auch die allergrößten. Die Saudi’s haben ihre Kohle hier im Wasser versenkt, um uns abzuzocken. Dafür sind aber auch Milliarden verbaut worden, und Milliarden liegen hier am Steg.

Hier liegt die Creme de la Creme, und da alles negro ist, eigentlich die Schuhcreme de la Creme.

Der Behörden-Spießrutenlauf hat es in sich und es tröstet ein wenig, daß das Ganze bequem mit dem Golf-elektro-mobil erledigt wird.

Nur bei dem getriebenen Aufwand und der Wissbegier der Behörden  fragt man sich schon, ob die mich dahin gehend mißverstanden haben, daß sie meinten, ich wolle Monte-Neger werden.

Irgendwann regierten hier die Kalaschnikows, jetzt die Kreditkarten. Wertewandel.

Die Kühlschränke an Bord und das Vorratsschapp zeigten Lücken, also zum Supermarkt. Mit Taxi zum Schiff, und Moni in Sorge um die ganzen Plastiktüten, ihren Rucksack mit Brot und Gebäck im Auto vergessen. Große Sorge, was tun, aber als ich über meinem verspäteten Anlegebier im Cockpit eingenickt war, stand der Taxifahrer vor’m Schiff und überreichte den Rucksack. Welch‘ eine Freude, die natürlich ordentlich belohnt wurde.