Für den Besuch der mittelalterlichen Städte Rab und Krk haben wir den Velebit-Kanal, dem der Seewetterbericht regelmäßig einen eigenen Platz einräumt, verlassen, um bei der Betrachtung der Hafen- und Industriestadt Rijeka noch einmal einen Blick auf den nördlichen Ausgang dieses natürlichen Kanal’s mit den zwei Hochbrückendarüber zu werfen.
An dieser Stelle endet auch erst einmal das imposante Velebit-Gebirge, welches den gleichnamigen Kanal an seinem Ufer auf ganzer Länge begleitet und die hier gefürchteten Fallwinde, Bora genannt, produziert.
Die besonders abwechslungsreiche Landschaftsmorphologie Kroatiens ist auf einer hier gefertigten Spezialität, einer Pralinenschachtel als Cover dargetellt, indem das Land, geophysikalisch geprägt, mit wahrscheinlich leichter Überhöhung der Berge plastisch dargestellt und coloriert.
Bei manch einem angebotenem Produkt ist oft die Verpackung beinahe wichtiger, als der Inhalt, wegen Platzmangels im Kühlschrank hatte Moni allerdings Bedenken, daß uns dieser den Kahn verkleistert.
Ein anderes Landes-Spezialitäten-Produkt fällt im Supermarkt regelmäßig in’s Auge, nämlich eine Flasche Birnenschnaps, in die man eine komplette Birne hineingezaubert hat. Das ist doch wirklich mal was für’s Hirn: erstens weniger schädlicher Schnaps, durch Verdrängung drin, und zweitens braucht man nicht einmal auf das Etikett zu schauen, um zu wissen, was drin ist.
Rijeka mit seinen vielen Hochhäusern, seinen Großschiffswerften, die noch teilweise auf dem Helgen bauen , Container-Verladebrücken und riesigen Erdöl-Vorrats-Tanks sahen wir uns von See aus an. Erstaunlich, was ein Land von 4 Mio Einwohnern an Erdöl braucht, aber die Touristen und die hafenlosen Nachbarländern helfen sicher auch mit.
Wir fahren immer noch griechischen Treibstoff.
Das in der Zufahrt zu diesem Ölhafen eingerichtete Verkehrstrennungsgebiet erscheint angesichts der Frequenz des anzutreffenden Schiffsverkehrs reichlich übertrieben.
Wünschen würde man sich eher ein Verkehrstrennungsgebiet für Motor- und Segelboote.
Es will einem einfach nicht einleuchten, warum besonders die Miniaturausgaben ersterer bei Anblick eines Langsamfahrers augenblicklich den Kurs ändern, um möglichst dicht vor, hinter oder neben der „lame duck“ zu passieren. Gerne werden wir auch als Wendemarke für imaginäre Rennen von Gleitern oder Jet-ski’s, mit oder ohne Anhang, mißbraucht.
Da freut man sich schon auf einen zünftigen Segelwind, weil dann nicht nur die eigene Maschine, sondern auch das externe Gesummse wegen der ungemütlichen Wellen verstummt.
Ein ähnlicher Krieg findet regelmäßig in der Achterkajüte oder im Cockpit statt, der mit Keule oder chemischen Waffen gegen blutsaugende, und nervend summsende Mikro-Flug-Objekte ausgetragen wird. Durch die Hitze angeregte Transpiration locken die einen unter Deck, Ausdünstu ngen im sSinne von Chemotaxis durch unsere Bordbotanik(Basilikum). locken die anderen an Oberdeck.Als Letztere sich genüßlich über Moni’s Müsli hermachen wollten, kommentierte ich: In Wespen, nichts Neues.
Nachdem wir Rijeka passiert hatten, fuhren wir durch den Scheitelpunkt der Kvarner Bucht, wo es eine verkehrsgünstige Unterbrechung des Küstengebirges gibt. Die hier vorhandene, landschaftliche Idylle mit schönen Aussichten auf vorgelagerte Inseln, einer wild zerklüfteten Felsküste, das Vorhandensein von Heilquellen bewog die östereichische k u k Monarchie den Ort Opatja zum Kaiserbad mit allem Drum und dran auszubauen.
Der damit verliehene Glanz hinderte die Serben nicht daran, die östereichische Hegemonie abschütteln zu wollen und gleichzeitig den Startschuß zum Beginn des ersten Weltkrieges zu geben.
Wir genossen das postkaiserliche Lustwandeln auf der Franz-Josef-Promenade von Icicic aus, wo wir mangels Alternativen in der feudalen ACI-Marina festgemacht haben.Eins der nahegelegenen Luxushotels wäre wahrscheinlich kaum teurer gewesen. Die Automarken auf dem Parkplatz sprachen schon Bände, wie Bentley.
Ein Marinabesuch muß immer ausgenutzt werden, um alles an Bord wieder in Topzustand zu versetzen.
Als Kontrastprogramm gab es danach Medullin. Klingt nach Drogennest, was sich aber nicht bestätigte, außer daß ich einmal den Eindruck hatte, daß irgendwo einer eine Tüte raucht.
Der Ort war eine Touristenhochburg, besonders für Camper. Dem, der es schrill, laut und bunt liebt und dunstig, wegen der vielen Bratbuden, wurde alles geboten.
Für uns gab es erst einmal eine an einem Betonklotz hängende Boje in einem dicht besetzten Feld. Ein Marinero mit einer Art Angelkahn half beim Durchziehen einer Leine. Er hätte auch beim Landgang geholfen, aber wir bevorzugten unser Schlauchboot. Für dieses Leine durchziehen durften wir 68 Kunar abdrücken. Dafür war man dann ziemlich mitten in einem Rummelplatz mit lauter Lifemusik bis 5Uhr morgens.
Eine ‚Frittenbude mit angegliedertem Stripteaseschuppen gab es auch.
Der Abschied fiel nicht schwer, denn als nächstes Ziel lockte Pula, wohin wir allerdings aufkreuzen mußten. Ein italienischer Motorbootfahrer machte unterwegs wieder Annäherungsversuche, aber diesmal aus anderen Motiven. Er fragte uns nach dem Weg nach Pula. Ich zeigte die Richtung und sagte: first possibility to the right. Er bedankte sich mit einer Qualmwolke aus seinem Auspuff.
Pula empfängt einen zunächst mit überresten einstiger militärischer Befestigungsanlagen. Dann geht es im Zickzag durch den Naturhafen und wir bekamen in der staatlichen Marina einen Platz zugewiesen. Die Marina hat alles, was man braucht und liegt unterhalb des Wahrzeichens von Pula, des römischen Amphitheaters aus dem Jahre 100 n Chr., ist sehr gut erhalten, ist das sechst größte der Welt und wird immer noch regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Wir bekamen akustisch Eindrücke von dargebotenen Gladiatorenkämpfen mit. Ob das Geheule der gleichzeitig aus allen Richtungen vernehmbaren Krankenwagensirenen etwas damit zu tun hatte, entzieht sich unserer Kenntnis.
Ein Stadtrundgang zeigte weitere Meisterwerke römischer Baukunst.
Der nächste Tag war wieder einmal so heiß, daß man zu fast garnichts Lust hatte, aber wir ja nicht zum Vergnügen hier.
Weil wir aus mehreren Quellen hörten, daß der nächste Hafen und Ort durchaus sehenswert ist, aber wegen des Neubaues der Marina nicht angelaufen werden kann, fuhren wir mit dem Bus hin und erkundeten Rovinj mit seinen verwinkelten Gassen und den fußpolierten Naturpflastersteinen, auf denen man höllisch leicht ausrutscht. Der Busfahrplan ließ nur einen kurzen Aufenthalt zu, gerade genug, um das Wichtigste zu sehen.
Einen sehr amüsanten Abend verbrachten wir mit dem Weltumsegler Harry und seinem kaum weniger erfahrenen Sohn.
Vor dem gemeinsamen Auslaufen sahen sie sich noch unser Schiff an, da Harry überlegt, sich ein neues Schiff zuzulegen.
Die notwendigen Vorbereitungen zum Auslaufen sind bei unserem Schiff überschaubar, aber im freien Wasser zog Harry’s Racer schnurstraks an uns vorbei und ward bald nicht mehr gesehen. Die vorhandenen Winde sind einfach zu lasch für unser Schiff und wir schieben zu zweit zuviel Gewicht durch’s Wasser. Da hat man es alleine leichter Wegen der im Wetterbericht angesagten Möglichkeit von Gewittern, kommt leise die Überlegung auf, die Maschine zu bemühen im Bestreben auf einen vernünftigen Liegeploatz. Das letzte Gewitter liegt noch gut in Erinnerung. Aber während ich so überlege, nimmt der Wind wieder zu, und es läuft besser. Erst mal etwas essen.
Vielleicht schaffen wir es heute noch zum ehemaligen Drehort vom Film: der Schatz im Silbersee. Auch ein WickingerFilm wurde im Limski Kanal gedreht. Wir drehen am Schleppzeiger vom Barometer und stellen fest, wie der Luftdruck fällt und wir beobachten das Auftürmen von KumulusWolkenbergen im Landesinneren und vermissen, daß diese aufsteigenden und dann kondensierenden Luftmassen Luft von See her ansaugen, die wiederum uns den Segelvortrieb liefert.
Nicht nur aus unseren Reiseunterlagen, sondern auch von Berichten eines Freundes aus der Bremer Gegend wissen wir von einem FKK-Feriencamp am Eingang des Limsky Kanals, wo besagter Freund das Vergnügen hatte, als kleiner Junge die Vorlieben seiner Eltern zu teilen.
Belustigend empfand er es, wenn Respektspersonen, wie große Adam-Opel-Händler, ihm im Adamsköstüm gegenüber traten. Inzwischen trifft man hier allerorten reichlich Nackedeis, so daß man sich überr die Existensgrundlage besagten Feriencamps ernsthafte Sorgen machen muß.
Entscheidend ist doch immer, was für eine Figur man macht.