Gerakas (Milos)

Wenn Wind und Wellen einen am Anker in Ruhe lassen, stört auch schon mal das Licht.

Moni hatte den Wecker auf 06.00 Uhr gestellt. Da ich den Wetterbericht im Hinterkopf hatte, wachte ich um 05.00 auf, traf Vorbereitungen und tuckerte kurz vor Sonnenaufgang  aus der Bucht.            

Die Friedlichkeit der Landschaft war unbeschreiblich. Nicht einmal Kondensstreifen am Himmel.

Langsam lösten die Sonnenstrahlen die Dunstschleier rund um die Inseln auf.

Leider ließen sich die in ihren Reservaten geschützten, widderartigen Tiere nicht erspähen.

Wenn schon nichts Gekräuseltes in der Landschaft, so kräuselte sich wenigstens die See, und zeigte an, daß die Morgenbriese den japanischen Dieselnachbau antriebsmäßig ersetzen  wollte.

Bis das gemeinsame Frühstücken erledigt war, zuckelten wir langsam unserem Ziel entgegen, doch dank der energetischen Stärkung, griff ich nach dem Code 0 aus den Tiefen des Schiffbauches und der Erfolg war Rauschefahrt. Mit dieser querten wir die Schifffahtsrouten aus der nördlichen Ägäis um den Pelleponnes herum führend ohne größere Schwierigkeiten, wobei der Vergleich AIS und die herkömmlichen Kompasspeilungen die immensen Vorteile moderner Navigationselektronik für das sichere Passieren von Schiffen eindrücklich unter Beweis stellte.

Erhebend ist, wenn man mitten auf einem 70 sm Törn einen Hilferuf erhält, daß zu Hause der Rasenmäher streikt. Als wir auf unserem Kurs ein Eiland von kaum mehr als Fußballfeldgröße inmitten von 700 Meter tiefem Wasser passierten, dachte ich, wer mäht denn da den Rasen und räsonierte, daß, wenn uns unsere Tochter zwei ihrer Minihasen mitgegeben hätte, wir mit einem schnell zusammengebauten Katapult mit Fall und Gummistropp, die Tiere flugs auf dem Eiland hätten absetzen können um der Insel eine Landschaftsgestaltung zuzufügen.

Auch für meinen Bruder,den Fußballpräsidenten, erdachte ich mir einen Vorschlag, nämlich,

auf der Insel einen Fufballtrainingsplatz zu errichten, wo man zur Begrenzung der benötigten Ballrecourcen, die Spieler disziplinieren könnte, den Ball nicht laufend in’s Aus zu schießen.

Auf ähnlich angelegten, schottischen Golfplätzen hatten unsere Kinder einst das Ostereiersuchen dergestalt modifiziert, daß sie verirrte Golfbälle aus den Klippen sportlich erkletterten.

Irgendwann hatte ich im Gefühl, daß Sero nicht mehr die angesagte Zahl war, und wir wechselten gerade rechtzeitig auf die normale Fock. Dann ging es flott, bald auch mit erstem und zweitem Reff in Groß, und schließlich dem Eindrehen der halben Vorsegelfläche weiter. Die Wellen wurden ziemlich ungemütlich und meinten, daß ich eine volle Dusche gut einmal vertragen könnte. Daß man dabei eher zum Warmduscher gehört, macht die Sache erträglich, besonders dadurch, daß die von den Bergen runterpurzelnden Fallwinde in Ihrer Beschaffenheit ideal geeignet sind, einen trocken zu föhnen.

Daß wir auf Milos 10€ für Wäschetrockner ausgegeben haben ist doch paradox.

Unser ständiges Mißtrauen den Wetterfröschen gegenüber rächte sich, indem wir den schnurstracks gesteckten Kurs zum Ziel nicht einhalten konnten und am Ende einen Kreuzschlag einlegen mußten.

Normalerweise ist das mit unserem Boot mit Selbstwendefock kein Problem, dummerweise aber haben wir achtern diverse Einrichtungen mit denen wir einigermaßen bequem auch einmal das Schiff verlassen können.  Deren Takelage hat sich im Starkwind gelockert, und ein unsere Gangway erhebendes Fall wurde zum Ernstfall, indem es bei der Wende sich um die Antenne für drahtloses Internet gelegt hat, und diese respektlos samt innenliegender Elektronik einfach wegrasierte.

Es war nun schwieriger mitzubekommen, wie Hannelore Kraft in Nordrhein-Westphalen bei der Landtagswahl rasiert worden ist.

Als wir nach der Sturmfahrt in der fjordartigen Bucht Gerakas gelandet sind, fühlten wir uns in Sicherheit, was einem von der Ansicht derselben auf der Seekarte vorgegaukelt wurde.

Tatsächlich entsprach das Erlebte eher dem Gefühlt, im Windkanal der Scuderia Ferrarie gelandet zu sein, so fetzte der Wind aus den Bergen durch die Düse, in der wir uns befanden. Andere Segler haben uns berichtet, daß sie nach diesem Erlebnis sofort das Weite gesucht haben und wieder ausgelaufen sind. Dafür waren wir zu müde und vertrauten unserem Anker, diesem Arbeitseisen.