Die Azoren Teil 1

Die Azoren verdanken ihre Existenz dem Vulkanismus. Um die Einwohner und die Besucher daran zu erinnern hat der Vulkan nicht sämtliche Aktivitäten eingestellt, nein, er köchelt und brodelt an einzelnen Hotspots im Ost- und Westende der Insel munter vor sich hin, so daß man seinen müden Knochen in einem zauberhaft angelegten, botanischen Märchenwald

einen von Mutter Erde gesponsorten Warmbadetag gönnen kann. Diese weltweit einzigartige Location bekam den Namen „Terra nostra“, was bei den alten Römern bedeutete: unsere Erde.

 

 

 

Nachdem ich ein ausgiebiges Bad genossen hatte, verstand ich den Begriff erst richtig, denn augenblicklich rochen ich und alles, was ich am selben Tage am Leibe trug, streng nach Terra Nostra, wogegen auch keine Dusche half. Am liebsten hätte ich das Ganze mit einem Erdinger Weißbier begossen, aber als ich das letzte Mal eins im Lidl in Portimao gesehen hatte, war daran noch nicht zu denken.

Solchermaßen geerdet hielt ich es für das Gescheiteste, so schnell, wie möglich auszulaufen, zumal der über Internet eingeholte Wetterbericht außer ein paar Schauertiefs günstige Bedingungen vorhersagte.

 

Wir machten uns reisefertig und verließen gegen Einbruch der Dunkelheit den schönen Hafen, herzlich verabschiedet von der äußerst netten Hafenmeisterin.

Moni hatte das Problem, mit den provinziell gearteten Produkten aus dem Supermarkt von Povencao, aus dem wir uns versorgt hatten, die Bordkantine annähernd, wie gewohnt am Laufen zu halten. Nachdem es keinerlei Paprika zu kaufen gab und auch die Zwiebeln spurlos verschwunden waren, kam Panik auf, und ich glaubte schon, die Zwiebeln in meinen Socken beisteuern zu müssen.

Aber Vieles an Bord lässt sich wiederfinden, wodurch viel Freude aufkommt.

Eine köstliche azorische Ananas gab es am nächsten Morgen zum zweiten Frühstück, worauf man sich ein kleines Gewächshaus an Oberdeck gewünscht hätte, analog zu unserem vis a vis in Punta Delgada,

der ein ganzes Universum an Deck hatte, dafür aber nicht von der Stelle kam.

Andere nutzten die Hafenliegezeit, um sich auf der Mole ein Denkmal zu setzen, wir hatten auch Materialien eingekauft, doch das Projekt fiel Zeitmangel und Dauerregen zum Opfer.

Also fuhren wir von einer Regenwalddusche in die nächste und ich versuchte mit dem himmlischen Naß meine irdisch kontaminierten Klamotten vom Höllengestank zu befreien und annähernd sauber zu bekommen.

Wir sind jetzt 41 Stunden unterwegs und haben nur direkt, als wir gerade den Hafen verlassen haben, zwei Frachtschiffe von weitem gesehen, sowie ein weiteres, kaum wahrnehmbar, als wir ungefähr in der Höhe von Lissabon waren. Auch Wale, absolute Fehlanzeige, obwohl auf den Azoren viel Wirbel darum gemacht wird, um den Leuten für die vermeintliche Aussicht auf Sichtung viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir sahen, fast im Dunkeln, wenige Delphine, das war’s.

 

 

 

 

 

und alles erklärt sich von selbst.Besser man sieht sich in der Einkaufs-Mal das gut erhaltene Walfangboot an, mit dem in den 50’ger Jahren noch eifrig Jagd gemacht worden ist

Zum Glück habe ich meine kleine Wetter-Empfangs-Box wieder funktionsfähig machen können, indem ich sie an einen anderen Rechner angeklemmt habe und einen prima Wetterbericht vom Deutschen Wetterdienst erhalten. Nun weiß ich, daß ich mit den drehenden Winden nach Abzug des Tiefs in die Biskaya reindrehen kann, denn der morgige Ostwind bringt uns wieder raus und weg von den von Moni sehr gefürchteten Killerwalen, die gerne aus Yachtruderblättern Blattsalat machen.

Beim Reindrehen muß ich nur darauf achten, gut am Kap Finis-Terre vorbei zu kommen, womit uns die Erde doch wieder im Griff hat. Wenn wir auch keine Weltumsegler sind, wissen wir doch, daß hier die Welt noch nicht zu Ende ist, im Gegensatz zu den alten Römern, die man immer wieder zitieren muß, wenn man solange Latein in der Schule hatte.

Liebe Niedersachsen-Clubkameraden, die Ihrt vielleicht meinen Blog lest, segelt her, und Ihr wisst, warum wir immer singen von: „sturmfest und erdverwachsen“.

Wichtig: solange der Wind unsere an Steuerbord gelegene Bord-Bulthaupt auf die richtige Butterseite neigt, hängt zwar der Dampfer, aber nicht der Hausdegen schief. Bei der Bundeswehr hieß es immer: ohne Mampf – kein Kampf. Beim Segeln ist es ähnlich.