Crotone

Als wir uns dem Ende unserer bisher längsten Tour (36 Stunden auf See) näherten, bewahrheitete sich wieder einmal das Prädikat, daß es sich bei Crotone um ein ernst zu nehmendes Windloch handelt. Zunächst fragte ich mich, ob das Hochziehen der Segel noch lohnt, doch dann ging die Post ab, Segeln vom Feinsten, bei noch spiegelglatter See und 7 Beauforts. Ohne Welle und ein Schrick in den Schooten, konnte ich unseren Kiel eingefahren lassen, was den Spaß steigerte.

Wir segelten zwischen den Bohrinseln hindurch, die Flüssiggas fördern und wußten noch nicht, daß dieses Thema zur Zeit die Journalisten beschäftigt. Gefühlsmäßig dachte ich, hier gibt es bestimmt günstig Gas zum Auffüllen, aber Fehlanzeige, man hat seine eigene Norm, und wenn die einem nicht paßt, dann gibt es halt nix. Daß Gas heutzutage ganz speziell als Politikum und Boykottinstrument genutzt wird, ist schon befremdlich.

Ein Hafen ist in der Regel ein sicherer Platz für Schiffe, Crotone ist ein todsicherer, gerade wenn Schiffe mit Schmuggel von Waren oder Flüchtlingen beschäftigt waren, siehe Bild. 

 

 

 

 

Wir treffen im Hafen Segler aus Hamburg, die aus Richtung Westen angereist kommen, und die Preise hier als äußerst günstig empfinden. Wir, die wir aus Osten kamen, sehen das genau anders. Glücklich, wer diese Richtung einschlägt.

Andererseits, trotz der steigenden Uniformität der europäischen Supermärkte, gibt es hier Sachen, die in Griechenland einfach nicht aufzutreiben waren. Als delikates Beispiel seien die Tüten genannt, mit denen man öffentliche Wege frei von Hundehinterlassenschaften hält. Diese belieben wir Zweck zu entfremden, indem wir sie ähnlich der griechischen und türkischen Methode, für die Sammlung von gebrauchtem Klopapier benutzen, um es an Land zu entsorgen.

Es gibt viele Beispiele von Sachen des alltäglichen Bedarfs, die hier besser zu bekommen sind, als anderswo.

Englisch sprechen hier in Süditalien eher wenige, aber es macht Spaß, eigene, rudimentäre Kenntnisse wieder zu bemühen.

Wir waren vor 2-3 Jahren längere Zeit hier, und hätten dabei sicher mehr lernen können. Einen angenehmen Nebeneffekt hat das Wiederkommen. Da wir zu Hause relativ brutal unsere Zelte abgebrochen haben, fehlt uns der Heimatnimbus. Kommt man in der „Fremde“ in einen Ort, wo man sich auskennt und diverse Menschen kennt, ersetzt das ein wenig das Heimatgefühl.

Zweitens hat in der 50’er Jahren der Altjazzer Paul Kuhn den Schlager gesungen: „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“….,was ich rein virtuell, als in Berlin geboren, auch noch habe; aber in Crotone habe die schon erwähnte Holzkiste, auf die wir sehnsüchtig warten. Wahrscheinlich bekommen wir die erst, wenn der angekündigte Sturm eingetroffen ist, und wir nicht mehr auslaufen können.

Wenn nicht laufend das Schiff umsorgt werden wollte, könnte ich die schulischen Geschichtsdefizite nachbessern. Ein König Karl, der fünfte war‘s, hat hier eine Festung von gewaltigen Ausmaßen bauen lassen, die durch ihre Ausmaße ein gehöriges Steh-im-Weg darstellt, hat man in der Innenstadt etwas zu besorgen. Ich meine mich zu erinnern, daß dieser Karl auch das Abendland retten wollte, indem er die Osmanen aufhält. Heute hält man natürlich mit solch einer Burg niemanden mehr auf, im Gegenteil, die von Italien zahlreich geduldeten Flüchtlinge finden sich vornehmlich rundherum um dieses Riesengemäuer.

In einer kleinen Nebengasse fand ich eine Gedenktafel einer Partisanenvereinigung, wenn ich richtig verstanden  habe, die die Befreiung Italiens just vor 70 Jahren, natürlich durch die Partisanen errungen, feierte und daran erinnerte. Nun war man zum Glück nicht dabei, aber diese Befreiung dürfte sicher auf das Konto der Amerikaner gehen, die sich konstant weigerten, irgendwie mit den Partisanen zu kooperieren.

Beim hungergetriebenen Spaziergang über die flaniermeilenartig ausgebaute und genutzte Uferpromenade von Crotone fällt einem auf,  im Zusammenhang damit, daß man sich hier nahe des Stiefelabsatzes bewegt, ein nicht endender Autokorso hochglanzpolierter Karossen, der sich schleichend,rezidivierend und Aufmerksamkeit erregend durch die Menschenmenge quält. Es geht eben nicht weiter, am Stiefelabsatz.

Der zweite Hinweis auf die Lokation im Stiefel geben prachtvoll aufgestylte junge Damen, die in akrobatischer Weise stelzend, darum konkurrieren, wer sich graziös auf den absolut highest heels im Städt’le am Absatz bewegt. Diese anscheinend recht sportliche Betätigung läßt gleichzeitig mit Minimalbekleidung der Abendkühle trotzen. Beachtenswert!

 

 

Wenn Du diese zwei Bemerkungen noch einbauen könntes, trotz fehlender Paparazzi-Bilder wäre schön.

Weiter wünschte ich mir, daß der Artikel mit dem Flugverbot in Griechenland, der nun schon veraltet ist, in den Hintergrund gerät, und immer das Neueste den Leuten in die Augen springt und vorgehoben wird. Wenn es geht.

Warte immer noch sehnsüchtig auf meine Kiste/Sarg. Man kommt immer mit neuen Ausreden.

Dann muß ich die Wlan anrtenne testen

Doch Essen, Auto und Sport haben hier sowieso Priorität. Und gastronomisch liegt dieses Land uns mehr als Griechenland . Nur hat ein griechischer Hafenmeister vor einiger Zeit einen Batzen schmutziger Wäsche uns abgenommen, noch bevor wir richtig das Schiff festgelegt hatten. Er wollte alles bestens waschen, meinte sich ein Dutzend Gradzahlen merken zu können, mit den dazugehörigen Textilien.

Wir haben auch alles sauber wiederbekommen, aber leider erst zu später festgestellt, daß die Wäsche in meinem Falle mit der eines anderen Schiffes vertauscht worden ist. Was von meinen Sachen fehlt, kann ich nicht überschauen, was ich eingetauscht habe hat leider alles die Größe Medium. Nun stehe ich vor der Entscheidung, mich wie ein Boxchampion vor dem Kampf auf M-Größe runter zu hungern, oder die geerbten Kleidungsstücke einer anderen Verwendung zuzuführen.

Angesichts der italienischen Küche fällt das Hungern eher aus.