Auf nach Portugal

Nachdem Corona eine Verschnaufpause eingelegt hat, und die für uns als endlos gefühlte Eiszeit gerade in eine angewärmte Periode übergeht, was zur Diskussion führt, ob man Fußballstadien mit Regenbögen dekoriert oder dieses dem hierbei zuverlässigen Wetter überlässt, oder aber man lässt Fans Fähnchen schwingen.

Ich habe die TUI-rbienen gesattelt um, mit zweifachem Impfstoff gedopt, unserem verwaisten, zweiten Wasserwohnsitz wieder Leben und Lifestyle einzuhauchen.

Die Steine, die einem vom Virus immer noch in den Weg gelegt werden, erfordern schon einen gewissen Sportsgeist. Die diversen Meldungen über die Pandemie glichen Wechselbädern. Altersbedingt gelang mir eine einigermaßen zeitige Immunisierung im 30km entfernten Bassum, wobei ich dem zweiten Termin sofort eine PCR-Testung im nächstgelegenen Ärztezentrum anschloss, da nicht mitbekommen hatte, dass die Pflicht dazu gerade aufgehoben war.

Trotz fester Zusage kam der Befund natürlich nicht von der Praxis, sondern erst nach telefonischer Aufforderung und dann ohne den inzwischen zum digitalen Standard geworden QR-Code.

Auch das Online Check-in hat nicht funktioniert, was die kaum deutsch sprechende Hotline-Dame am Ende einer unendlichen Warteschlange nicht sonderlich verwundert hat. Immerhin bekam ich eine schriftliche Buchungsbestätigung mit Verzögerung und konnte mich auf den Weg machen.

Moni, meine Oberbedenkenträgerin, hatte recht mit dem Rat, eine Stunde zu früh am Bahnhof zu sein, denn die sonst immer fahrende Bahn hat den von mir avisierten Zug ersatzlos ausfallen lassen.

Beim Schalter-Check-in mit unvollständigen Reisedokumenten fragte man nach einem Rechner-generierten QR-Code, ohne welchen man in das gelobte Land Portugal nicht reinkommt. Bei der wenig kompetenten TUI-Hotline war mir gesagt worden, das wäre ein einziger Click, mit Selbstbekenntnis, dass man gesund sei. Es war aber in Wirklichkeit eine abgefragte Kurzbiographie mit Haken und Ösen. Zum Glück gab es unter den Wartenden am Gate Experten, die den gordischen Knoten schon durchgeschlagen hatten und aufopferungsvoll den Unbedarften zu Hilfen eilten, wie zum Beispiel mir. Als am Ende der mühsamen Hackerei ins Handy wundersam ein QR-Code generiert wurde, fragte ich nur noch ungläubig, wo die Zusicherung zu lesen wäre, dass der Flieger nicht in Minsk landet.

Aber ohne Fatalismus kein Flug und ohne ein bestelltes Bier, muss man die ganze Zeit im Flieger die Maske aufbehalten und bekommt davon Segelohren, was nicht einmal einem Segler gefällt.

Das Bier gab es nur mit Alkohol, und es gab noch eine Extraportion für die Hände dazu, wo sie doch Passagieren, die versucht haben, dieses Zeug in den Flieger ein zu schmuggeln, gleich alles bei der Sicherheitskontrolle abgeluchst hatten.

Der Copilot konnte uns viel erzählen, wo wir uns gerade befinden- ganz Zentral-Europa hielt sich (wolken)-bedeckt.

 

In der Flugzeugkabine angekommen, wollte ich mich auf den Platz setzen, der auf meiner Bordkarte verbucht war. Ich hätte sogar eine hübsche Nachbarin gehabt. Diese sagte mir allerdings, ich könne mich in die freie Reihe weiter vorne setzen. Ich war erstaunt, wie schnell man beim gerade wieder auferstandenen TUI-Konzern zum Platzanweiser avanciert. Später erfuhr ich dann, durch kollegiale Gespräche der Hübschen mit dem diensthabenden Kabinenpersonal, daß es sich hier um eine TUIistin handelte, die gerade nicht richtig im Dienst war und genoss die dargebotenen Freiräume.

 

 

Als über Portugal jede Menge Land in Sicht war, bot sich ein Bild voller seltsamer Kreise, welches sicher den Mysterienforscher Erik von Däniken zu wilden Spekulationen animiert hätte.

Zum fliegerischen Finale präsentierte sich der Atlantik in voller Schönheit und ließ Vorahnungen auf eine

tolle Zeit aufkommen,

 

Im Gegensatz zu dem, was man uns in Deutschland alles berichtet hat, unter welchen ausschließlichen Vorgaben man in das gelobte Portugal reingelassen würde, nahm nach der Landung absolut niemand auch nur irgendeine Notiz von meiner Anwesenheit und Einreise. Aber Hauptsache man war drin. Was hätte man alles an der Legalität vorbei gewinnbringend einführen können, aber der Zug geht wohl eher in umgekehrter Richtung.

Um am denkwürdigen Reisetag ziemlich die ganze Palette der existierenden Verkehrsmittel ausprobiert zu haben, nahm ich vom Flugplatz den Bus und von Faro aus die portugiesische Eisenbahn. Am Schluss brauchte ich noch ein Taxi, weil ich eine Station zu spät ausgestiegen war.

Das Problem meines leeren Magens bei gleichzeitig leerem Kühlschrank löste sich spontan, mit einer Einladung zum Grillen mit Nachbarschiffen direkt bei meiner Ankunft.

Ich bedankte mich damit, dass ich bei der Niederlassung auf einen sonnenverbrannten Decksstuhl, diesen mit meinem Corona-Übergewicht komplett zerschredderte.

Schnell stellte ich eine überlagerte Flasche Portwein aus unsern aufgelegten Schiff auf den Kipptisch, und hatte erfolgreich damit uns drei BBQuern den nächsten Arbeitstag versaut.

Für mich schob ich es natürlich in erster Linie auf den Klimawandel, die Zeitverschiebung, späte Nachwirkungen der Impfung, sowie Anpassungsschwierigkeiten auf die intensive Sonneneinstrahlung.

Renate, die Einhandseglerin hatte auch noch das Problem, dass ihr zugelaufener Kater, Findus, seine Missbillligung zum Zustand seiner Kapitainöse dadurch zum Ausdruck brachte, dass er ohne Abmeldung einen ganztägigen Ausflug unternahm, was Renate ziemlich ins Grübeln brachte. Kurz vorm Schlafengehen war er mit Bärenhunger wieder aus dem Nix zurück.

Heute am Freitag Morgen wurde die größte Yacht am Platze in den 300 Tonnen Travellift genommen, um dann den geschlagenen ganzen Tag Rundfahrten über das Werftgelände zu unternehmen.

 

Wollte der Eigner vielleicht mit seiner Yacht in Schrittgeschwindigkeit auf die Jagd gehen, am helligsten Tag?, man rätselt.

Unsere Nachbarin Renate hat sich vom hiesigen Metaller einen Schutzschild am Bug anbringen lassen, wie ihn Kriegsschiffe früher regelmäßig fuhren, zum besseren Rammen.

Meinen sich einbrennenden Neid darüber, daß diese Arbeit in Portugal um ein Vielfaches gelungener ausgefallen war, als unser in Italien angefertigtes Pendantüberspielte ich mit der Bemerkung:

Oh, hast Du Dir eine Abschleppöse anbringen lassen?

 

 

Kurz darauf inspirierte mich dieses Teil zu einer pfiffigen Idee: Ich hatte mir nämlich vorgenommen, den pandemischen

Verkrustungen an unserem Schiff mit Hochdruck zu Leibe zu rücken. Leider mangelt es unserem Kärcher seit längerem an einem U-förmigen Plastikteil, welches dem Hochdruckschlauch mit der Spritzpistole verriegelt. Wahrscheinlich ist extra zu diesem Behufe dieses Teil konstruiert worden, aber nur bei älteren Modellen. Ein Ersatz war schwer zu beschaffen, doch die „Abschleppöse“ brachte mich auf die Idee, eine bolzenlosen Schäkel

aus bordeigener Sammlung durch Umarbeitung mit der Flex

eine neue Funktion ein zu hauchen und statt einer Abschleppöse produzierte ich eine Einstecköse

und verhalf damit zunächst Beiboot und Fendern zu ganz neuem Glanz.

Nach einem bescheidenen Mitternachtsmahl und der Niederschrift der Ereignisse war Tiefschlaf garantiert.

Während der Abwesenheit meiner Nachbarin streifte ihr Kater verdächtig oft in meinem Revier, inspizierte alles genau, besonders die Leiter zu unserem Schiff. Von Enterungen anderer Schiffe durch ihn  wusste ich, dass Leitern kein Hindernis für das gewandte Tier darstellten und befürchtete olfaktorische Markieraktionen. Renate erklärte mir, dass meine Angst unbegründet wäre, da es sich nicht um einen originales Katzenmännchen handeln würde, sondern eher so ein Karaoke-Kater, der nicht stinkt. Trotzdem wollte ich seine Haare nicht unbedingt in meinem Bett haben und verrammelte das Schiff. Dummerweise unterschätzte ich seine Behendigkeit, denn er überwand spielend meine Barrikaden, aber als echter Gentleman ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.

Am Ende musste der Karaoke-Kater in Chaos-Kater umbenannt werden, denn entgegen dem allgemeinen Clichee, dass Katzen immer aus beliebiger Höhe sicher auf alle vier Pfoten fallen, hat Findus nach dem Erkunden einer Fremdyacht den finalen Absprung nicht richtig berechnet, und hat sich bei der Landung einen Unterschenkelknochen angebrochen, was in Portimao röntgenologisch bestätigt wurde. Da es schwierig war, ein Taxi zu finden, bot sich ein freundlicher Engländer an, den Krankentransport zu übernehmen, und ließ den Kater sogar auf dem Fahrersitz Platz nehmen.(!!?)

Wenn man mit seinem Boot so regungslos auf dem Platz rumsteht (Bild 1628) fühlt man sich ähnlich wie das flügellose Windrad 

 zur Bewegungslosigkeit verdammt.

Abwechslung gibt es in der Markthalle wo frische Waren in Mengen preisgünstig dargeboten werden.