In Aquilea sahen wir uns an, was die Römer einst hier in ihrem Hauptstadtableger und Eroberungsvorposten alles in Stein gemeißelt und in Mosaiken gepuzzelt haben.
Leider ist der alte römische Hafen, obwohl immer noch bestens erhalten, durch Verlagerung des Flusses nicht mehr schiffbar. Gerne hätten wir, wie vor etwa 4 Jahren in Ventotene, original römisch gelegen und es uns gut gehen gelassen
Durch Launen der Natur ging nur promenieren, selbst die Fahrräder durften nicht benutzt werden.
Im Hafen herrschte Wassermangel, was sonst in dieser Gegend gänzlich unbekannt ist. Wo andern Ortes die Römer bombastisch, beeindruckende Aquädukte bauten, um Wasser von weither heranzuführen, sprudelt es hier überall mit Druck aus dem Boden, teilweise sogar angewärmt und läßt den Wein in Mengen sprießen und in Strömen fließen.
Zu allem Überfluß kamen an vier aufeinanderfolgenden Tagen heftige Gewitter,die den Hochsommer beendeten und das ganze Land gewaschen haben, zum Glück ohne nennenswerten Schaden anzurichten.
Unser Freund Reinhart hatte Geburtstag und hat uns auf das Wetter vorbereitet, da es in seinen ganzen Leben nur seltenst vorkam, daß es an seinem Ehrentag nicht geregnet hat. Überraschend waren seine Zwillingsschwester und sein Bruder aufgetaucht. Dummerweise brauchte ich eine Weile,
bis mir einfiel, daß die Schwester auch Geburtstag haben mußte, wenn es nicht mit dem Teufel zu-gegangen wäre, und habe verspätet gratuliert.
Teuflisch war das Geburtstagessen, weil als Vorspeise Portionen gereicht wurden, die normaler Weise üppige Hauptspeisen gewesen wären. Zu Alledem schmeckte alles noch hervorragend, so daß zu einem richtigen Mastbetrieb eigentlich nur noch Glenbuterol fehlte. Die Crew vom Hausboot hatte ihren Lavagrill dem Gewitter überlassen und saß überraschend am Nachbartisch und hatte auch ihre Probleme mit den Mengen. Schönes Wiedersehen und Bewahrheitung meiner zum letzten Abschied aufgestellten Prognose, daß man sich immer zweimal sieht.
Das Gewitter Nummer 2 wollte ich im hiesigen archäologischen Museum abwettern, wo es zahlreiche weitere bewundernswerte und diesmal auch zu betretende Mosaike gab Unter den anderen Besuchern fielen diesmal offensichtlich eineiige Zwillinge auf, die dermaßen einander glichen in Aussehen, Outfit und Bewegungsmuster, wie man es nur von den berühmten Kessler-Zwillingen her kannte. Ich fürchte, wer sich da in eine verliebt, muß sie beide nehmen, hat aber keine Abwechslung, nur Anstrengung.
Eine schöne Anstrengung war es auch, den alten Glockenturm neben der Basilika über die gewendelte Steintreppe zu ersteigen, um dann die Aussicht über Friaul zu genießen.
Tags darauf wurden die 4 Glocken geläutet und Besucher standen daneben und ließen sich ihre Trommelfelle massieren. Bei der Hörgeräteindustrie wuchsen die Umsatzerwartungen.
Am Sonntag dagegen herrschte eine Totenstille, da die Tierwelt nur langsam in Fahrt kam. Nur von den Weingärten knallte es immer mal wieder herüber, wo die reifen Trauben vor Vogelfraß geschützt werden sollten.
Es ist Motorbootwetter und Reinhart, der sein Schiff in die Werft verholen will, hat beste Gelegenheit, seinen reparierten Motor gründlich zu testen. Wir hoffen, der Test fällt positiv aus, aber sonst sind wir doch auch noch da, um notfalls Schlepperhilfe zu leisten.
Wir nutzten die Zeit in Aquilea in fußläufiger Nähe einer Ferramenta(Eisenwarenhandel) mit Nautik-abteilung, um an unserem Schiff zu werkeln, inspiriert durch die Nähe der Edelwerft Solaris(, wo wir diverse Schritte im Entstehen neuer Segelyachten zaungastlich mitverfolgen konnten.
Sogar die Geburtsstunde eines neuen Wasserverdrängerskonnten wir miterleben, und fragten uns, wie die Spezialisten den 50 Füßer heil zur See bringen, fertig ausgerüstet und mit gestelltem Mast.
Selbst wir hatten bei Springflut und Hochwasser nach den beschriebenen Regenfällen mit eingezogenem Kiel leichte Schwierigkeiten und einmal etwas Grundberührung. Vielleicht wartet man ja sportlich auf eine 70 Knoten Bora, um das Teil mit Vollzeug und 45° Schräglage in’s Tiefe zu prügeln.
Als wir dieses erreicht hatten, machte ich einen kurzen Stopp, um Moni`s Kochkünste in Ruhe zu genießen. Dann wollte ich ein Bad in einigermaßen sauberem Wasser nehmen und dem Schaufelrädchen unseres Geschwindigkeitsmessers tauchend mit der Zahnbürste den Belag entfernen. Da ich mir das Ankämpfen gegen den Vollmondtidenstrom nicht zutraute, blieb es bei Eigensäuberungen.
Nachts kamen wir in Caorle an und „genossen“ Tourismusindustrie total.
Heute soll es nach Venedig gehen, wo ich der Admiralin zur Einstimmung ein Gedicht geschrieben habe, welches vielleicht für Nordlichter etwas schwerer verständlich ist:
Eines war schon immer klar,
Du wolltest sein: Venetia,
in Karlstein in der Fassenacht,
das hätt‘ Dir richtig Spaß gebracht.
Als Ausgleich fahr‘ ich Dich dafür,
durch Venedig’s nasse Tür,
und hoffe dann, trotz Regenfall
auf lifegerechten Karneval.