Alvor

Nachdem wir, wie schon berichtet, mit Langfahrtsegler Rolf und seiner brasilianischen Frau Jacinta das Spiel mit Stahlkugeln auf unebenem Terrain geübt haben, luden sie uns zum Tanzen in eine Strandbar in Lagos ein, wo wir in der Marina lagen, uns die Stadt anschauten und an Boot und Außenborder bastelten.

Auf dem Tanzparkett legten die beiden eine heiße Sohle hin, was allseits bestaunt wurde.

Lagos war Ausgangshafen für bedeutende Entdeckungsreisen, wie z. B. Magellan und Vasco da Gama, wovon ein Wachsfigurenmuseum zeugte, was wir leider nicht gefunden haben, denn es war sicher gut klimatisiert, wegen des Wachses und die Sonne brannte heiß.

Heute gehen immer noch hunderte von Entdeckerreisen täglich von Lagos aus, aber nur zu wahrscheinlich angefütterten Delfinen und zu den Los Grottos in der vorgelagerten, zerklüfteten Kalkstein-Fels Küste.

Nachdem wir Lagos zwei Tage belagert hatten, baten wir wieder um eine Brückenöffnung,

checkten aus und ankerten direkt neben der Hafeneinfahrt, wo ich den aufgemöbelten Außenborder bei einer Einhand-Grotten-Tour testete.

Anschließend tuckerten wir langsam nach Alvor zurück, wo wir gerade rechtzeitig ankerten, um das Aufbrechen und den Abschied von Rolf und Jacinta auf ihrer Fahrt ins Winterlager mit zu bekommen. Rolfs Schiff, die To Life, sie will ja nach Sevilla und anschließend wollen die beiden zur Tochter nach Australien für 6 Wochen.

Als ich am nächsten Morgen meine Augen wieder an Tageslicht gewöhnen wollte, sah ich zunächst auf einem Sandhaufen einen Reiher,

der diesen aber nach einigen Augenblicken verließ.

Auf einem anderen Sandhaufen, gleich bei der nächsten Weges Biegung, saß eine Reinke-yacht, die durchaus nach To Life aussah, aber etwas leblos und festgemauert in der Erden wirkte. Sofort studierte ich den Tidenkalender und begriff den Ernst der Lage. Wir hatten nämlich erst Neumond, und damit Springtide mit höchsten Wasserständen, und bis deutlich nach dem nächsten Vollmond läuft jedes Hochwasser einige Zentimeter weniger weit auf, und lässt den Großgrundbesitzer mit seinen zwei Stelzen sesshaft werden.

Ich fuhr zum Katamaran von unseren Freunden Bo und Sibylle und dann mit Bo zum Sandplatz, wo sich herausstellte, dass es wirklich sich um Rolfs Schiff handelte, und er schwer geschuftet hatte, um mit dem Morgenhochwasser frei zu kommen, was nicht gelang. Bei den schwindenden Aussichten war Handeln angesagt um mit der einzigen Chance, mit gründlicher Vorbereitung beim Abendhochwasser, was glücklicher Weise nur drei Zentimeter weniger als das Morgentliche aufläuft, das stäbige Aluminiumschiff runter zu ziehen.

Mit zusammengetrommelten vier Mann, einer geliehenen Schaufel, meinem Bundeswehr-Klappspaten, einem kleinen Plastik-Schauflächen und einigen Eimern bewegten wir in gleißender Sonne Kubikmeter Weise nassen Sand und untergruben das Schiff, damit es schneller aufschwimmt.

Eine Art Blaumilch-Kanal wurde geschaufelt um den Weg in tiefes Wasser zu bahnen.

Niko, der 26-jährige Einhandsegler mit seiner kleinen Westerly und großen Plänen hatte noch die meiste Kraft in den Armen und legte sich mächtig ins Zeug. Als das Wasser wieder stieg, konnten wir nur abwarten bis zum Höchststand und stärkten uns mit einem kooperativ gefertigten Nudelgericht, welches stilgerecht angeliefert wurde.

Rolf hatte etwas Havarieerfahrung, da schon einmal sein Anker nicht gehalten hat und er damals schon Bekanntschaft mit einer Sandbank gemacht hatte. Also wieder den gleichen Fischer engagiert, der zur gesetzten Zeit mit zwei Booten und drei Generationen seine maschinellen Muskeln spielen ließ. Im Konzert mit zwei vorher ausgebrachten Ankern, die von Rolf und mir bedient wurden, sowie zwei vorbeigekommenen Schlauchbooten die allesamt mit voller Power und knapp 700 kumulierten PS am armen Schiff rissen, bekamen wir die Yacht zur größten Freude des Eigners wieder flott und zurück an die gemietete Boje, wo spontan ein Fest organisiert und trotz allgemeiner Erschöpfung das Erlebte verarbeitet wurde. 

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Sibylle und Bo auf ihrem Weg in die Karibik. Wahnsinn, wir müssen sie wiedersehen!!