Von Norden kommend sind wir erst einmal in die große, durch einen vorzeitlichen Vulkanausbruch entstandene, Bucht zum Haupthafen Adamantas eingelaufen.
Kurz bevor alle Helligkeit verschwunden war, steuerten wir das auf dem Aussensteg befindliche Wärterhäuschen an, und wurden prompt zu einem Liegeplatz gewunken. Instinktiv fragte ich rufend, ob der Anker eingesetzt werden sollte, oder, ob es Mooringleinen gibt. Der uns zugewiesene Platz hatte natürlich keine Leinen, also Anker ausgebracht. Mein Vorhaben, den vorhandenen Platz voll auszunutzen, durchkreuzte der Hafenmeister, indem er uns auf Tuchfühlung an ein anderes Schiff
legte. Dieses Schiff war von Russen gechartert, die optisch und akustisch
gewisse fragwürdige Unterhaltungswerte lieferten. Auf dem freigelassenen Platz neben uns sah ich am andern Morgen einen riesigen Betonklotz auf dem Meeresboden, an dem mit schwerer Eisenkette der Steg befestigt war. Wahrscheinlich wollte man hier nicht so gerne ein Schiff hinlegen, um keine Grundberührungen zu riskieren. Auch hier gab es das Problem, heftigen Fährschiffschwell’s. Dieser ließ die Schiffe dermaßen aneinander krachen, daß man sich Sorgen um die Fender machte.
Unser russischer Nachbar hatte einen Spezialfender an der Reling(Bild), dessen Bedeutung sich uns nicht vollständig erschloss. Vielleicht war es ähnlich wie einst bei der Edinburgh-Regatta, wo ein Konkurrent eine aufblasbare Dame in der Takelage fuhr.
Während der Yachthafen von Russen dominiert war, tummelten sich an Land hauptsächlich Franzosen, die Kurzferien in ihrer Heimat nutzten, um Santorin, Mylos und Athen einen Besuch abzustatten. Vergessen hatte ich zu fragen, wie sie es mit der wichtigen Stichwahl in Frankreich halten, wo doch eine geringe Wahlbeteiligung für Monsieur Macron als gefährlich eingestuft wurde.
Ist ja aber alles gut gegangen.
Ist doch verständlich, daß man sich ansehen möchte, wo man die Venusfalle einst hat zuschnappen lassen, um dem Louvre eine seiner Hauptattraktionen an zu gedeihen.
Einen flachen Abklatsch kann man an einer Hotelwand bewundern.
Als im Wetterbericht ein Sturm mit bis zu 40 Knoten Wind vorhergesagt wurde, fühlten wir uns in der weitläufigen Bucht von Adamas nicht mehr sicher, da der Süd-West-Wind eine größere Anlaufstrecke hatte. Wir nutzten noch den vorhandenen Wasseranschluß, obwohl wir noch versorgt waren, und segelten gemütlich an variantenreichen geologischen Formationen entlang auf die Ostseite und damit Lee in die Pollonia-Bucht. Noch war die Bucht ohne Besucherschiffe und man riet uns per Zuruf, eine durch einen Plastikkanister gekennzeichnete Mooringleine zu benutzen. Hier lagen wir wie die Niedersachsen: sturmfest und erdverwachsen.
Etwas wurde die Ruhe gestört, durch die regelmäßig zur Nachbarinsel verkehrende Fähre, die gerne
Laut hupend Scheinrammings fährt und durch wildes Gestikulieren von der Brücke und vom Deck ihr Mißfallen darüber zum Ausdruck bringt, daß ihr nicht mehr, wie früher die gesamte Bucht zum Einschwenken an den Anleger zur Verfügung steht. Platz ist allemal genug vorhanden, aber vielleicht will man im Falle eines Ruder-, Maschinen-, oder Kapitänsausfalls schon einmal rechtliche Konsequenzen präjudizieren. Festgestellt werden muß, daß es unter den Fähren auch unfaire gibt.
Ein ortsansässiger Bootshandel ist auch auf die Reparatur von Schlauchbooten eingerichtet.
Als wir mit einem Auftrag drohten, stand man zunächst erst einmal auf dem Schlauch. Erst, als ich nach dem Sturm anrief, mußte alles ganz schnell gehen. Ich sollte mit dem Boot zum Anleger kommen, dort stieg ein junger Mann mit ein, es ging zurück zur Toscadeau, ich an Bord und der junge Mann verschwand mit unserem Tender Richtung Strand.
Dort wartete schon ein Gabelstapler, nahm unsere Gummigurke als Gabelbissen und entschwand.
Unsere eingeschränkte Bewegungsfreiheit nutzten wir für interessante Gespräche mit einem segelnden Kollegen, der von seiner Erfahrung als Segelweltmeister und Olympiagoldmedalliengewinner interessantes berichten konnte