Tivat-Kotor-Dubrovnik

Einen so exclusiven und teuren Hafen , wie in Tivat muß man natürlich bis zur letzten Minute auskosten. Geschickt ist es schon, Normalsegler mit der Assistenz bei den Einreiseformalitäten in die Marina zu locken. Die angegliederte Flaniermeile hatte zweierlei zu bieten, Schaufenster und Läden mit dem edelsten und ausgeflipptestem Luxus für die Skippersfrau, sowie für den Skipper flanierende, vorwiegend weibliche Jugend, die sich liebend gerne vor dem maritimen Hintergrund posierend zur Ablichtung und zur Schau stellte.

 

 

 

Der Yachtladen auf dem Gelände war fast ausschließlich für Megayachten sortiert, und berechnete die von mir erworbene, richtige Gastlandflagge von Montenegro großzügig doppelt. Hat aber nach Reklamation anstandslos zurückbezahlt; auf solchem Wege gelangt man auch zu Bargeld.

Dank Finanzen von den Saudi’s wird immer noch fleißig gebaut, die Yachtwelt rüstet zur Gegenoffensive,um das Image zu wahren.

Schließlich wollten wir den letzten Zipfel dieses Fjords erkunden, zumal eine Herde Kreuzfahrtschiffe gleiches in Sinn zu haben schien. Diese zuckelte in Schleichfahrt durch die Wasserlandschaft, wie weiße Zirkuselefanten durch die Manege, nur daß sie keinen Manegensand um sich warfen, sondern schwarze Krümel, die beim Zerreiben alles kohlerabenschwarz färbten, nur nicht Moni’s Haare, was sie seit etlichen Häfen und Buchten, halt meisterhandlich einfordert.

Da nicht alle Kreuzriesen in den Enddarm reinpassen, ankern manche vorher und lassen ihre Beiboote ausschwärmen. Wir folgen diesem Beispiel, angeln eine Mooring vor einem kleinen Restaurant und gehen per Beiboot zum vorzüglichen Dinner.

Das Ende des Fjords wird überragt von einer gewaltigen Burganlage, die nur durch halbalpines Berg-steigen zu erklimmen ist. Wegen der Schwierigkeiten einer geeigneten Anlegemöglichkeit, haben wir

auf die sportliche Herausforderung, ähnlich wie viele Kreuzfahrtpassagiere, verzichtet.

Mit aufkommendem Wind sind wir dann aber munter durch die Reihen der ankernden weißen Reiseriesen hindurchgekreuzt, haben einem dabei fast die Nase gestreichelt mit unserem Segel, und hatten mit einem eigentlich viel schnelleren Sparringspartner viel Spaß, indem wir ihn unter Ausnutzung der ständig wechselnden Winde, nicht haben vorbeiziehen lassen.

In der Nähe des Flughafens, der von abenteuerlichen Maschinen mit ebendso abenteuerlichen Flugmanövern angeflogen wird, fanden wir einen Ankerplatz, der dann ruhig wurde, als der Flugbetrieb eingestellt wurde, und die Megamotoryachten ihre übermotorisierten Spielzeuge einpackten.

Die Fahrt nach Dubrovnik am nächsten Tag wurde von anderen als Sturmfahrt tituliert, wir hatten Einiges an Bord zu erledigen und haben etwas unsportlich zum kleinen Vorsegel bei den achterlichen Winden mit Kreuzsee die Maschine mitlaufen lassen, damit es der Autopilot schafft. Da die Welle von der Steilküste reflektiert wurden, segelten wir lieber weiter draußen, auch wenn man dann nicht so viel von der Küste sieht.

Im Haupthafen von Dubrovnik fanden sich die ganzen Musikdampfer wieder in langer Reihe, die wir schon von Montenegro her kannten. Wir sahen alles vollgeparkt und dampften in einen in der Nähe mündenden Fluß zu einer Marina. Dort wurde uns erklärt, daß wir die Einreiseformalitäten nur im Haupthafen erledigen könnten, also wieder zurück. Hinter einem Kreuzfahrtschiff fand sich noch ein freies Stück Pier, gerade ausreichend für uns zum Festmachen. Es war dann auch ziemlich unkompliziert, da Zoll und Polizei in Personalunion fungierten, und der Hafenkapitän auch nicht weit weg residierte. Dieser wollte wenige Papiere, dafür aber mehr Geld sehen, bar und in kroatischen Kunar. Zeitschonend erledigte der Kapitän das Einhacken unserer Daten in die EDV, während ich dem Bankomaten Devisen entlockte, und dabei diesem durch Knopfdruck bestätigen mußte, daß ich gegen den vom Automaten gewählten Umrechnungskurs keine späteren Einwendungen erheben werde. Der Hafenkapitän gab das Wechselgeld aus einem Portemonnai heraus, das wie sein Eigenes aussah und wünschte eine gute Reise.

Der Grenzbeamte, der kein Geld vereinnahmte, hatte noch den altsozialistischen Habitus drauf, den man von Grenzüberschreitungen zur ehemaligen „DDR“ kannte.

Gewaltigen Anstoß nahm er daran, daß unsere, vom Bordcomputer und Drucker erstellte Crewliste nicht gänzlich jungfräulich war, sondern ein fremdländischer Kollege dieses Papier bereits bestempelt hatte. Es bereitete dem Kroaten sichtliches Bauchgrimmen, seinen Stempel darunter zu setzen.

Untertänigst bot ich an, an Bord zu gehen, und eine neue Liste auszudrucken. Das wollte die Obrigkeit dann aber doch nicht und kompromißbereit stempelte er darunter.

Endlich konnten wir in die schon versuchsweise angelaufene Marina einlaufen. Diese hat horrende Preise, doch wir hatten noch Glück, weil Donnerstag war, und die vielen Charterschiffe erst am nächsten Tag zurück erwartet wurden. Es ist schon ungewöhnlich, daß eine so teure Marina froh ist, wenn man nur eine Nacht bleibt und dann finanziell entgegenkommt.

Der Besuch der bombastischen Altstadt war dementsprechend kurz aber intensiv. Zwecks Kostenoptimierung verabredeten wir zunächst mit einer benachbarten, tchechischen Chartercrew ein gemeinsames Taxi zu ordern, aber das lästige Warten darauf, bis auch das letzte weibliche Crewmitglied sich ausreichend aufgebrezelt hat, ließ uns dann lieber den Bus nehmen.

Die Stadt, die die Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen nach der Auflösung des einstigen Tito-reiches, für den Erstbesucher relativ gut überwunden hat, ist ein touristischer Leckerbissen. Am nächsten Morgen wurden in der Marina bis zum Bleibelimit die vorhandenen Versorgungs-möglichkeiten ausgenutzt, wobei ich besonders froh darüber war, daß man mir die Propangasflasche

gekonnt und sicher gefüllt hat. Die Idee, auch Diesel zu bunkern, war nicht ideal, da der Andrang wegen der zurückflutenden Charterflotte heftig war. Was uns dann allerdings beim Segeln hoch am Wind nach Norden alles mit Brassfahrt entgegen kam, war unbeschreiblich.

In einer vereinbarten Bucht trafen wir dann, aus unterschiedlichen Richtungen kommend, in Minuten Abstand unsere Freunde wieder, die wir seit 14 Tagen und Kephalonia nicht mehr gesehen hatten.

Gerne lassen wir uns wieder von der Revierkenntnis dieser erfahrenen Kroatiensegler leiten.

Dummerweise hat es Walter mit einer der schlimmsten Plagen erwischt, von denen Yachties ereilt werden, es ist eine neuzeitliche Pest, der politisch aufoktroyierten Beimischung von Bioethanol im Diesel geschuldet. Normalerweise ist das Problem mit Bordmitteln nicht zu lösen und die Zugabe von sündhaft teuren und toxischen Additiven in den Kraftstoff auch nicht das unbedingte Allheilmittel.

Walter hat ein besonderes Problem, da der Tank schlecht zu erreichen ist. Aber Not macht erfinderisch, gerade für einen Ingenieur. Ein Steigrohr zu haben ist ja für einen Mann nichts ungewöhnliches, aber Walter hat eins an seinem Tank. Während ersteres normalerweise von der Maschine gespeist wird, damit es läuft, hat Walter sein Tankanzeigesteigrohr umfunktioniert, um seine Durchgängigkeit zu nutzen, um damit die Maschine zum Laufen zu bringen. Einfach clever.

Einst in Lefkas haben wir unseren Fäkalientank durch Fehlbedienung beinahe zum explodieren gebracht. Habe deshalb sofort einen passenden Füllstandsanzeiger im Yachtladen erworben. Ein dabeistehender, erfahrener Segler von altem Schrot und Doppelkorn kommentierte: die Dinger taugen nix und gehen ruck zuck kaputt. Ich solle ein Steigrohr an meinem Tank anbringen. Nicht auszudenken, welche interessanten Möglichkeiten analoge Bypass Errichtungen schiffstechnisch sich bieten würden und an welche Nebenwirkungen gedacht werden müsste.

Da man die Gegend, in der wir ankern, aus irgendwelchen Gründen zum Park erklärt hat, kommt täglich ein Schlauchboot vorbei und kassiert für das Ablassen des Grundeisen’s. Was soll’s, wir waren bezüglich der Abzockerei vorgewarnt. Als naturparkliche Beimischung hämmert fast Tag und Nacht, auch sonntags, eine Straßenbaumaschine Stakkato über die Bucht. Ein peinlich anmutender Landsmann bekommt halbstündlich Tobsuchtsanfälle, wenn sich ein Schiff dem Seinigen nähert und wohlmöglich Anstalten zum Ankern erwägt. Mit einer Jahrmarktströte posaunt er über die ganze Bucht. Nun rasseln überall die Ketten und die Karawane zieht weiter.

Meine Schiffsverschönerungsaktivitäten kommen zum Glück bald zum Abschluß, denn wenn wir demnächst Werner und Bärbel treffen, die ihr Leben lang im Kernkraftwerk gearbeitet haben, möchte ich bei der Begrüßung an Bord nicht zu hören bekommen, daß es im Reaktor deutlich mehr gestrahlt hat.