Sa Calobra

Mit schier übermenschlichen Überredungskünsten bearbeitete ich unsere Bord-ober-Bedenkenträgerin, die diesjährige Vatertags Tour auf den Muttertag zu verlegen und sattelte die Klappräder.

Natürlich musste die Admiralin noch Einiges draufsatteln, bis wir alles über die Hafenbaustelle schleppten um zeitgleich mit dem bestellten Taxi am Treffpunkt einzutreffen.

Ich beschrieb dem Taxifahrer eine Stelle hinter einem Bergtunnel, die ich noch aus Rennradzeiten kannte. Zum Taxometerpreis von €28 kam noch der Gebirgszuschlag von €6 dazu.

Am wunderschönen, höchsten der drei türkisfarbenen Stauseen

 die schon im Altertum zur Wasserversorgung von Mallorca angelegt worden sind,

bauten wir unsere Räder auf und genossen, ständig auf der Bremse stehend, mountain-downhill-gleitenddie beeindruckende Bergkulisse an uns vorbei ziehen zu lassen.

Unter etwa 1000 Rennradlern, ein paar Mountainbikern und etlichen Motorbikern waren wir beiden die einzigen Klappradfahrer und zogen mit unseren einzigartigen Chapeau-Claque-Helmen besondere

Aufmerksamkeit, Belächelung sowie Bewunderung von denen auf uns, die uns einen eigenständigen Aufstieg zugetraut haben.

Vor den losgelassenen Motorradfahrern mußte man schon reichlich Respekt entwickeln, wenn sie asphaltfressend nur noch die magische Doppel-6 im ihren Sinnen bewegen.

Akustisch teile ich diese Verkehrsteilnehmer, bzw. Rowdies in zwei Kategorien ein: Bulldozer und Kreissägen. Wenn einen eine solche Kreissäge knapp überholt, fühlt man sich ein wenig wie durchgesägt.

10 Minuten nach einem solchen Überholmanöver mit geschätzten 150km/h kamen wir zu einem Warndreieck auf der Straße und eine Menschenansammlung deutete uns, die absoluten Apotheoten der Langsamkeit, langsam zu fahren.

Wir stiegen ab, um zu erfahren, was geschehen ist. Zwei deutsche Touristen erzählten uns, daß gleich zwei Motorräder die Motorhaube ihres gemieteten Kleinwagens als Absprungbrett für einen Freiflug ins Gelände zweckentfremdet haben, wobei es an ein Wunder grenzte, daß offenbar nicht mehr passiert ist, als daß die Kreissäge eine Fingerkuppe des auf ihr hockenden Bikers kupiert hat.

Die Polizei hat der Unfallstellle nur einen Kurzbesuch gewährt, waren wohl busy.

Ein Filmteam des dänischen Fernsehens war mit zwei Kameraleuten und einem schicken Cabrio an etwa gleicher Stelle unterwegs, die Beinmuskelarbeit dänischer Biker filmisch zu dokumentieren.

 

 

Auch wir hatten die Ehre, in die Linse genommen zu werden, was aber sicher spätestens beim Cutter endet.

Der ungewollte Motorradstunt dürfte James-Bond-Charakter gehabt haben, ohne wahrscheinlich aufgezeichnet worden zu sein. Unglaublich, dass es Leute gibt, die so etwas bewusst praktizieren.

 

 

Es gab aber nicht nur Hornochsen auf der Strasse, sondern auch Ziegen neben ihr, was die gesamte Aufmerksamkeit meiner …Moni, auch digital, auf sich zog.

Die Ziegen wollten aber nur das Gras vom Straßenrand fressen, mit Öldressing und geriebenen Reifenbröseln garniert.

 

 

Was ich vorsichtshalber verschwiegen hatte, dass es auf unserer Tour zwei Passhöhen zu erklimmen galt, und bei der zweiten kein Taxi zur Stelle war. Aber weil Muttertag war schob ich beide Räder kavaliersmäßig den 6,5% steilen Berg hinauf, nachdem wir uns in der Talsohle im Bikertreff

 

standesgemäß gestärkt hatten.

Moni konnte den Speicher ihres Handy’s nicht voll, aber den Akku fast leer bekommen, wobei die 10 bis 20 nicht gemachten Bilder natürlich mächtig schmerzten, neben den fortbewegungsbedingten Blessuren. Mir fiel die unangenehme  Aufgabe zu, auf die Zeit zu achten, weil die Fähre abzulegen im Begriff war.

Die durch das Kaiserwetter angeheizte Thermik hat auch die See in eine Berglandschaft verwandelt, und einen mächtigen Schwell in die malerische Bucht von Sa Calobra getrieben, in der das Fährschiff nach Port Soller parallel zu den Wellen verankert war und mit rhythmischen Rock-and-Roll-Bewegungen lebhaft tanzte.

Wie Disko-Türsteher stand die Schiffscrew am Anfang der Gangway und ließ die Fahrgäste nicht nach Maßgabe des Outfits oder des Gesichtsausdruckes, sondern des ankommenden Wellenbildes über die wild bockende Gangway passieren.

Uns hat freundlicher Weise ein Seemann die in Tragetaschen verpackten Klappräder artistisch an Bord befördert.

Eine junge Frau hat die im Fahrpreis enthaltene und an Land verabreichte Paella gleich nach Betreten des Schaukelschiffs komplett in’s Bord Klo gekotzt.

Die Fahrt an der Felsküste und weiteren Buchten vorbei war spektakulär und die im Bug Raum verstauten Fahrräder haben erstaunlicher Weise keinen Tropfen Salzwasser abbekommen.

 

 

 

 

 

Im geschützten Hafen von Soller war das Anlanden unproblematisch, Moni bewachte unsere Sachen an der Pier, während ich zu unserem Boot joggte, um das Beiboot zu holen und damit die gesamte Karawane nach Hause zu schippern.