Pyros

Gerade habe ich Computerdilletant einigermaßen gelernt, Bilder in handlichen Formaten nach Hause zu befördern und  habe mir, da das Rooming telekommunikativ noch nicht ganz abgeschafft worden ist, nochmal eine griechische SIM-Karte mit sehr günstigem Datenvolumen zugelegt, da erhalte ich von der Netzregie, sprich meines Freundes Rainer, dem ich im Übrigen für die Mithilfe sehr dankbar bin,  Anweisung, es mehr mit Worten, als mit Bildern zu sagen, weil’s zu teuer wird.

Zum Glück, gab es hier in Pylos nicht soviel abzulichten. Es  fällt immer mehr auf, daß es ähnlich wie in Italien ein für deutsches Verständnis inverses Nord-Süd-Gefälle gibt. Senioren bevölkern mehrheitlich die Kleinstatt und verspielen ihren Lebensabend in einfachen Restaurants.

So gut wie keine Jugend, bis auf wenige Serviererinnen und eine Joggerin, die downhill so schnell war, daß ich es nicht festhalten konnte.

Im Yachthafen, der diesen Ausdruck wirklich nicht verdient, sieht es ähnlich aus. Etliche senile Schiffe dämmern vor sich hin, nutzen die unorganisierte Beliebigkeit des Hafens und warten darauf, von UV-Strahlen und dem Zahn der Zeit zerlegt zu werden.

Vielleicht ändert sich die Situation schlagartig, wenn erst einmal Hochsaison ist, und die zweimonatige Urlaubssaison der Griechen begonnen hat. Dann werden wir uns an die derzeitige

Tristesse sehnsüchtig zurückerinnern. Auch an die zur Zeit herrschenden sehr gemäßigten Temperaturen, die mir immer noch pestbeulenartige Quaddeln auf die Haut zaubern, sollte ich der Wassertemperatur trotzen.

Dabei hat Pylos Einiges zu bieten. Eine imposante Burganlage, Eine riesige Bucht, deren Eingang gut von einer Kette gigantischen Felsmassivs geschützt ist und, wie schon in meinem Vortrag vor 2 Jahren beschrieben, Schauplatz einer bedeutenden Seeschlacht, 1827 Navarrino, gewesen ist.

Nachdem wir uns erkundigt haben, daß hier für einen Lobster 75 € und nicht wie in Limeni 55 aufgerufen werden, zog es uns in eine Pizzeria, was aber auch eher eine zweitbeste Idee war.

Denken die Gastronomen inzwischen vielleicht: Essen spielt keine Rolle, die Touris kommen hauptsächlich sowieso nur wegen Wifi.

Vergleiche mit Italien waren hier unangebracht. Wir wurden nach dem Verzehr zu wandelnden Luftballons, und während ich meine Verdauungsprobleme durch Unmengen von Pfefferminzkaugummis in den Griff bekam, die ordentlich Verdauungssäfte produzierten, griff Moni lieber zu ihren Antiazidenzien, um nicht zu übersäuern.

Ein nerviges Attribut sind seit Kalamata vernehmbare Heulgeräusche bisher unbekannter Art. Dieses Dröhnen ähnelt ein wenig Luftsirenen oder den Stukkas aus dem Zweiten Weltkrieg. Wir hatten erfahren, daß es in Kalamata einen Militärflugplatz gibt und in unserer Nautikbibel von Rod Heikel gelesen, daß südlich von Methoni eine Insel, an der wir Samstags dicht vorbeisegelten, als Bombenabwurfsziel mißbraucht wird. Vorstellen könnte ich mir, daß das Dröhnen von Drohnen auf Übungsflug stammt, weil man eben nur hört, aber nichts sieht. Aber das ist reine Spekulation.

Auch wenn wir gerade in Methoni eine mittelalterliche Burg besichtigt haben, gibt es hier in Pylos, weil am Eingang des idealen Naturhafens wieder ein strategisch wichtiger Ort, eine mächtige Festung zu besichtigen, die durch hervorragenden Erhaltungszustand glänzt. Leider geht dieser Glanz auf die Tatsache zurück, daß diese Burg nach der Seeschlacht von 1827 sowie der Befreiung Griechenlands von damaliger türkischer Besatzung als Schutz vor sogenannten inneren Feinden, also als Hochsicherheitsgefängnis genutzt wurde, was natürlich manchen Erhaltungsaufwand rechtfertigte.

Irgendwann zog die Archäologie in die Zellen ein, speziell die hier fündig gewordene Unterwasser-archäologie. Mit antiquarisch anmutenden Tauchgeräten hat man dem Meer Erstaunliches entrissen.

Beachtlich ist dabei, wie behutsam das Meer mit Erzeugnissen menschlicher Zivilisation umgeht, Erst wenn diese der Tiefe entrissen werden, wird es problematisch und bedarf spezieller Behandlung.

Die auf der Festung befindlichen Museen sind sehenswert, auch wenn sie dem ähnlichen Museum in Bodrum/Türkei nicht im Geringsten das Wasser reichen können.

Da es noch Einiges an Großstrukturen im Meere verborgen gibt, wurde mir berichtet, daß ein Unterwassermuseum sich in Planung befindet, welches betaucht oder einfacher per Glasbodenschiff besichtigt werden kann.

Dabei kam mir die Idee, wo es doch derzeit Mode ist, in extremen Höhenlagen sogenannte Skywalks zu errichten, auf deren Glasplatten man Mut erprobend in luftiger Höhe lustwandelt.

Solche Konstruktionen Schiffs unterwärts angebracht, könnten dem Eingeschifften ein biblisches Feeling des Wasserwandelns vermitteln und bei der vis a vis – Betrachtung mit den Außenbords Besuchern der abgesoffenen Antike interessante Perspektiven eröffnen.

Dummerweise funktioniert das in Griechenland ausschließlich nur, wenn Brüssel gewaltig das Portemonnaie aufmacht.

Dank dem hohen Stand der Sonartechnik ist man nicht nur in der Lage, beim im Mutterlaib heranwachsenden Nachwuchs sehr frühzeitig durch Beschallung das Geschlecht zu bestimmen,

sondern man kann auch Strukturen am Meeresboden fast photographisch darstellen. Leider ist unserer Schiff dabei noch nicht auf dem neuesten Stand, aber vielleicht lohnt es sich trotzdem, an seichteren Stellen unseren Fishfinder anzustellen.