Port Soller – Palma

Nachdem uns unser zunächst so fleißiger Mechaniker Tomi wegen wichtigerer Aufträge hat sitzen lassen, hielt uns im abgegrasten Soller nichts mehr, und wir liefen relativ spät am Tage aus. Die Wettervorhersage war gut, was aber im Mittelmeer nicht viel heißen will, wo Prognosen schwierig sind und besonders lokale Winde, wegen des immer noch recht groben Rasters der Berechnung, nicht vorhergesagt werden können.

Die im freien Seeraum vorgefundene, leichte, achterliche Brise nutzten wir, um mit dem  Gennaker vor dem Wind zu kreuzen, bis plötzlich alle Segel einfielen, weil uns der Wind nämlich auf einmal in’s Gesicht blies. Musikalisch gesprochen legte er in einer Art Crescendo auf 7 Beauforth zu, denn er kam direkt aus der Düse zwischen der Drachenkopfinsel und dem Haupteiland.

Nun kennt sich ja ein Segler mit Düsen aus, weniger den Einspritzdüsen, die mehr die Motorbootfahrer interessieren. Doch oft geht dem Segler die Düse, oder er verwendet eine solche, um zu seinem Schiff zu gelangen. Mit Vor- und Hauptsegel wird immer wieder versucht, eine Düse zu konstruieren, was nach neuesten Erkenntnissen nicht gelingt.

Kaum hatten wir das Sundownen ohne Alkohol genossen motorten wir gegen mächtige, vom Mondlicht versilberte Wellen gegenan, und passierten an der Westseite  Mallorcas mehrere Häfen, deren Anlaufen nicht ratsam gewesen wäre.

In der Palma-Bucht, genauer gesagt Illietas, fiel letztendlich an uns gut bekannter Stelle gegen Mitternacht das Grundeisen und wir fielen leicht verschaukelt in tiefen Schlaf.

Am nächsten gab sich unser Freund Sebastian große Mühe,

 uns in seinem Heimathafen, El Arenal, einen Platz zu besorgen, für den man uns vom Edelclub stolze 93,- Euro für die Nacht abknöpfte.

Mit kleinster Besegelung schossen wir bei Starkwind diesem Platz und dem Wiedersehen mit Sebastian und seiner entzückenden Tochter entgegen.

Dieses Bild die Frage aufkommen:

ließ in mir wollt ihr den Tuitalen Tourismus?

 

Dazu kommen beim weiteren Bild (Bild6) dem Insider, der den markanten Schornstein der Reederei zuordnen kann, Assoziationen hoch, wie totalitär solch Tourismus auch schon einmal enden kann.(Gilio)

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Sonnabend Morgen lief ich noch einmal durch Arenal, um ein paar Lebensmittel zu ergänzen, doch es gab in diesem schrecklichen Ort fast nur Trinkbares zu kaufen.

Gegen 13.00 liefen wir mit beiden Schiffen aus, um mit zunehmenden Winden in die reizende Cala Pi zu gelangen.

Trotz betauchtem Anker und Landleine lagen wir immer unruhiger im reichlichen Wellengang ohne Wind, so daß an Schlafen nicht zu denken war, und ich vorschlug, nach draußen, vor die Bucht zu gehen und im freien Wasser zu ankern. Es war nicht wirklich besser und ich rief Sebastian gegen 0200 über Mobilfunk an, mit dem Vorschlag, zu einer wirklich geschützten Bucht zu dampfen. Er zögerte, aus Bedenken seine Tochter dabei zu wecken, sowie die inkommodierten Mitsegler aus der Bahn zu werfen. Doch wenig später rief er zurück, um einzuwilligen, allerdings hatte mich nun der Schlaf übermannt und es blieb bei dem Geschaukel. Selbst das ruhestörende Signalhorn konnte mich nicht aus der Ruhe bringen.

Wie so oft, sah die Welt am nächsten Morgen ganz anders aus, und wir waren froh, daß wir noch dort waren.

Wir versuchten noch einmal, da jetzt Sonntag, auf der Gefangeneninsel Cabrera zwei Bojen im Internet zu buchen.

Wir hatten Glück und hielten sofort auf Cabrera zu.

 

 

 

 

 

 

Im Bestreben Sebastians Fallado von allen Seiten photogen abzulichten, 

 ging ich nichtsahnend mit unserem Ruderblatt bei ihm an die Schleppangel.

Wir überlegten beide, wie man wohl möglichst viel von der Leine retten könnte, die zwischen beiden Schiffen gespannt, beeindruckend durch das Wasser peitschte, als wolle sie von der Salztorte eine obere Schicht abheben.

Nach einigen erfolglosen Versuchen, wollte ich das Problem tänzerisch lösen, indem ich mich zunächst eindrehend auf die Fallado ran bewegte, und mich dann durch plötzliches Ausdrehen mit all unseren 13 Tonnen vom Fanggerät und dem Problem zu befreien und Sebastian sein komplettes Anhängsel zu erhalten.

Cabrera, der Alptraum napoleonischer Kriegsgefangener, die von den siegreichen Spaniern auf der Insel ausgesetzt worden waren, war für uns ein einziger Traum. Insel, Burg, Bucht und blaue Grotte sind ein Gedicht. (Bilder muß Moni schicken)

Ein idealer, halber Wind brachte uns schnell wieder nach El Arenal, wo Sebastian mit leichtem Stress seinen Flieger erreichte.

Wir gingen dann wieder nach Palma, um Ersatzteile und Lebensmittel zu besorgen und Wäsche zu waschen.

 

Auch das Absolute must-see konnten wir noch erledigen, den Besuch der Kathedrale. Sehenswert.

Nach Ablegen vom Steg stellte die Proviantmeisterin Brotmangel an Bord fest und ich ermöglichte es ihr, mit einem Absetzmanöver in der Nähe des Tante-Emma-Yacht-Ladens unter deutscher Leitung, die Sache zu bereinigen.

Bestens ausgerüstet kreuzten wir zur Dreifinger-Bucht am Ende der Palma-Bucht. Vor dem Mittelfinger, der landseitig den Homosexuellen Nacktbadern vorbehalten ist, verankerten wir unser Schiff.

Als besorgter Captain steckte ich vorsichtshalber etwas mehr Kette, wodurch wir unserem Hintermann etwas auf die Pelle rückten und ich hoffte, daß unser Hintermann kein Hinternmann wäre. Aber er hatte, offensichtlich zugehörig, eine sonnenhungrige Blondine älteren Semesters an Bord, die entweder der Krebshilfe zur Daseinsberechtigung verhelfen, den Teint nachdunkeln oder die Haare blondieren wollte.

Man weiß es nicht. Für letzteres hätte es auch Udo Walz im Palma gegeben, aber immer, wenn wir an seinem Salon vorbei kamen, war der Mästro nicht zugegen.