Fiesta des Muros

Wie jedes Jahr startete auch diesmal wieder das grandiose Fest, mit dem der Rauswurf der Mauren im Jahre 1561 aus der Insel gefeiert wurde. Moni fragte nicht ganz zu Unrecht, ob es wirklich so feiernswert wäre, da die Mauren um 1200 große terrassenförmige Plantagen für Oliven und andere Kulturen angelegt haben, die wirklich bewundernswert sind und über Jahrhunderte gehalten haben. Ich habe auch den Eindruck, dass die Choreographie der Massenveranstaltung sich geändert hat, und weniger Kämpferisches, als mehr Völkerverständigung szenisch dargestellt wird.

 

Hauptbestimmendes Element ist die Produktion von Schalltraumata bis an die Schmerzgrenze und das Abfackeln von Pyrotechnik und Rauchtöpfen. Den insgesamt produzierten Feinstaub dürften zigtausende von Dieselautos in Jahrzehnten nicht erreichen. Aber würde man das Schlachtgetümmel umweltschonend vom Band abspielen, würde natürlich nicht annähernd der gleiche Effekt erzielt werden, wie wenn es unplugged läuft.

Ein beliebtes Spiel der schwer bewaffneten Musketiere war, da sie ja nur unscharf schießen konnten, ihren billigen Strohhut vom Kopf zu nehmen und auf den Lauf der Arkebuse zu setzen, weniger als Schalldämpfer, sondern um die meist dabei zerfetzte Kopfbedeckung mittels des Austriebs der Explosionsgase hoch in die Luft zu befördern.

Auf den thematisierten Dualismus zwischen mehr oder weniger einheimischen Mallorquinern und In der Maskerade als dunkelhäutige Mauren oder Seeräuber dargestellten Eindringlinge wurde schon seit Tagen durch Aufhängen der jeweiligen Flaggensymbole hingewiesen.

Unter lautem Getöse und Dudelsackmusik marschierten die verwegen als Mauren  oder Piraten ver-kleideten, dunkelhäutigen Gestalten mit teilweise auch weiblichem Gefolge zu Fuß oder mit martialisch ausstaffierten Booten zu einem abgesperrten Strandabschnitt, wo das freund-feindliche Zusammentreffen arrangiert wurde.

Den Booten wurden zur „Begrüßung“, von mit alten Steinschleudern ausgestatteten Einheimischen, runde Geschosse entgegengeschleudert, die sich später als wassergefüllte schwarze Luftballons herausstellten, und noch lange danach das Wasser der Bucht durchsetztem.

 

Ob diese Einlagen die zwei Tage später aufgetretene Quallenpest verursacht hat, in einer Art Gummifetechismus, lässt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten.

Frauen spielten beim Spektakel eine wichtige Rolle. Sie ließen sich bereitwillig von echten oder angemalten Dunkelhäutigen selbst schwarze Farbe ins Gesicht schmieren und trugen diese zum Zeichen des zelebrierten Festes stolz bis in die Nacht hinein.(Bild6 u 7)

Moni hat ein freundlich gemeintes Angebot eines stattlichen, echten Dunkelhäutigen zur Gesichtsschwärzung mit Hinweis auf unsere exponierte Lage im Gummiboot und dem Empfinden, dass sie ausreichend geschminkt und sonnengeölt sei, dankend abgelehnt.

Es wurde viel geherzt und geknutscht, was fleißig zur Farbverbreiterung beitrug und den Waschmaschinen eine besondere Rolle in der nachträglichen Aufarbeitung des Festes zukommen ließ.

Die meisten Frauen trugen landestypische Tracht mit langen Röcken, die sie gerne schürzten, um reichlich nacktes Bein darunter zu zeigen, ob sehenswert, oder auch weniger.

Auch Frauenraub wurde von unterschiedlichsten Parteien genüßlich dargestellt, wobei diese dann auf die Piratenschiffe verladen wurden, um nach Beendigung der ersten „Schlacht“ zur zweiten,

entscheidenden quer über die Bucht geschippert zu werden, um am zweiten Schauplatz anzulanden.

 

 

 

 

Wir waren mit unserem Schlauchboot unterwegs und immer am Brennpunkt des Geschehens, sozusagen in der ersten Reihe, bis unsere Trommelfelle Abstand verlangten.

 

Irgendwann hat sich alles nur noch wiederholt und es löste sich alles in Wohlgefallen auf und verzog sich in die Gasthäuser, nur die abgefeuerte Munition blieb erst einmal liegen.