Alicante – Fortsetzung

Das neue Radar war kaum eingebaut, was sehr professionell und schnell erfolgte, und die Elektriker waren von Bord, da gab es Besuch von einem Marinero, also Angestellten der Marina, dessen Hauptaufgabe die Einweisung von Schiffen und Assistenz beim Anlegen ist. Er fragte, ob wir ernsthafte Probleme hätten, da man einen Notruf von uns aufgefangen hätte. Ich erklärte unsere Situation und daß es nur mit der Neuverkabelung zusammenhängen könnte.

Per Telefon wurden die Elektriker zum Schiff zurück beordert, doch eine Fehlersuche blieb erfolglos. Wieder allein kam ein missgelaunter Dorf-Sheriff vorbei, und berichtete ebenfalls,  daß der zuständige Rettungskreuzer Seenotsignale elektronisch von uns empfangen hätte.

Wiederum erklärte ich, dass wir keinen Mayday hätten und rief über UKW sofort den Rettungskreuzer, um die Sache zu klären, aber ich bekam keine Antwort. Pech, wenn wir doch einen Mayday gehabt hätten. Wahrscheinlich hält die Dauerbeschäftigung mit dem Flüchtlingsthema, wovon der Äther laufend kündet, die Retter von anderen Aufgaben ab.

Natürlich plagte uns die Vorstellung, auf Grund eines erworbenen Defektes in Zukunft beim Auslaufen immer einen Schwarm Rettungsboote hinter uns her zuziehen, aber nachdem der Uniformierte auf dem Steg sämtliche Papiere in glühender Sonne kontrolliert hatte, weil er das an Bord kommen ablehnte, versiegten die Rückmeldungen aufgefangener Fehlalarme.

Ein anderer netter Besuch stand mit einem mal vor dem Schiff, und fragte mich, ob ich ihn kennen würde. Als mich verneinte, erklärte er mir, der zweite Vorsitzende der „Southerly Owners Association“ zu sein, und deutete auf sein Schiff, ein ziemlich baugleiches Schwesterschiff von unserem, welches schräg gegenüber lag. Es folgten gegenseitige Besuche und ein gemeinsamer Restaurantbesuch mit höchst interessanten gemeinsamen Unterhaltungen, die sich per Email fortsetzten. Natürlich würde man uns zu gerne als neues Mitglied begrüßen, aber so sehr wir die Institution britischer Barbecues schätzen, scheint uns doch der der Aufwand diese als Mitglied zu genießen, ein wenig überhöht und wir zieren uns noch vor dem Club.

Als wir dann endlich Alicante verlassen konnten, gab es zur Belohnung Gelegenheit das neue Segel gleich auszuprobieren

und damit die Chance zu erhalten, die Öffnung der Klappbücke um 20.00 noch zu erwischen, um in das Binnenmeer Mar Menor, als unser nächstes Ziel einzulaufen.

Das Segel zog wie ein Turbo und bescherte uns einen heißen Ritt, aber es schredderte auch die Umlenkrolle, die den Zug des Segels über die Schoot auf eine Winde umlenkt. Für derartige Belastungen war die einfache Gleitlagerrolle nicht ausgelegt und sicher auch UV-geschädigt, so dass die Struktur nachgab und die Schoot von der Rolle rutschen ließ, wo sie sich dann zwischen Rolle und den Halteelementen für die Achse einklemmte. Nach kurzer Überlegung habe ich die Schoot mit einer Hilfsleine und einem Stoppersteg entlastet, die Schoot aus der Beklemmung befreit und eine neue, bessere Rolle installiert.

Das Mar Menor bietet reichliche Ankermöglichkeiten, die es in dieser Region des Mittelmeeres nicht immer gibt. Nur wenn der Kühlschrank Defizite aufweist, nützen einem die Ankermöglichkeiten auch nicht so ganz viel. Mit den Klapprädern wurde wieder alles aufgefüllt, wobei die Verschluss Boxen des Supermarktes für die Lagerung von Sachen missbraucht

wurden, die mit einer Fuhre nicht abtransportiert werden konnten.

Das Mar Menor ist eine riesige Badewanne, in der das Wasser gut 2° wärmer als im eigentlichen Meer ist, mit entsprechenden Folgen für die Wasserqualität und Besiedelung.

Nach dem Ankern hatte man einen gewaltigen Ballen aus Seegras und Schlick im Ankern, was eine längere Putzaktion erforderte. Auch unserer Schaufelrädchen am Bootsboden war

Ruckzug zugewachsen und zeigt als Bootsgeschwindigkeit nur noch 0,00 an. Also rein in die

warme Brühe und tauchend dem Rädchen die Zähne geputzt. Anschließend bin ich zur nahe gelegenen Insel geschwommen und habe mir die Reste einer Bergwerksiedlung angesehen

aus  Zeiten, als hier fleißig nach Metallen im Berg gesucht wurde. Der Bergbau hatte in der gesamten Region früher Tradition, wovon viele verfallene Einrichtungen auch auf der maritimen Seite zeugen.

Trotz der starken Erwärmung des Binnenmeeres kreuzen rasende Motoryachten, Flitzer und Jetski’s zahlreich über das glatte Wasser. Manche versuchen auch den biblischen Gang über das Wasser mit Hilfe des Jetstreams von einem solchen Wasserhobel. Bis man es gelernt hat, bohrt einen der Wasserstrahl diverse Male gehörig in die Fluten. Nicht ungefährlich im flachen Wasser bei Grundberührung mit dem Kopf, oder wenn die Trommelfelle nicht standhalten. Für Frauen soll es ohne besonderen Schutz extrem gefährlich sein, wenn starker Wasserstrahl seinen Weg in Körperöffnungen findet.

Ein Militärflughafen am Ufer zeigt stolze 22 identische Jet’s, von denen die meisten auch fliegen, wovon wir uns überzeugen konnten. Welch ein Traum für unsere Airforce.

Wir haben noch einmal in der Nähe des Menorausgangs geankert, um punktgenau um 08.00 die Brückenöffnung zu erwischen.

Auf dem nächsten Abschnitt fanden wir im offenen Meer verankerte Fischfarmen, die wenn auch ökologisch fragwürdig, fleißig bewirtschaftet wurden.

Es gibt aber auch nachhaltige Fischerei:

Über den nächsten Hafen Garrucha gibt es wirklich kaum etwas zu berichten. Stunden nach dem Sundowner betrachtete ich interessiert den Mond und sagte: das muss eine Mondfinsternis sein. Moni recherchierte im Internet, und gab mir recht. Sie versuchte mit ihrem Handy die Sichel abzulichten, als ich schon schlief, aber das gutmeinende doch fakende Handy hat die Sichel voll dargestellt und nicht abgedunkelt. Jetzt weiß sie, warum die Ausbeute guter Bilder relativ hoch ist.

Man hat uns die Ankunft einer Heiligen als Prozession ankündigt und uns zum Verweilen zu animieren. Doch das exzessive und lautstarke Abbrennen von Schwarzpulver zur Ankündigung der Festivitäten ließ uns ganz schnell die Leinen lösen.

Wieder brachte uns ein günstiger Wind zum nächsten Ziel, Cartagena. Ein Naturhafen mit

   

martialischen Befestigungen empfing uns, der immer noch für die spanische Marine von großer Bedeutung ist. Wir erkundeten die gesamte Innenstadt und besichtigten die zentrale Festung auf der Isabella von Kastilien residiert hat. Für die damalige Zeit war es etwas ganz außergewöhnliches in ganz Europa, eine Frau als regierende Monarchin an der Spitze eines Weltreiches zu haben. Wir eilten kurz vor Ladenschluß durch die Burg und bewunderten die ausgestellte Garderobe der Königin. Während einer Belagerung hat sie diese nicht mehr gewechselt, um braun zu werden. Heute reißen sich die Frauen zum gleichen Zweck die Kleider vom Leibe.

Dieses Bild wollte ich an die Verteidigungsministerin schicken, als Vorschlag, wie sie die Gorch Fock wieder flott bekommt, doch dann kam Kramp-Karrenbauer…

 

 

 

 

Im Museum lichtete ich die Navigationsinstrumente vom großen Kolumbus ab,

dazu sein Outfit, falls es mir doch noch einmal gelingen sollte, seinen Kursen zu folgen.

Auf der Burg steht ein uralter Leuchtturm und man blickt über ein römisches Amphitheater von beachtlicher Größe. Nicht zu vergessen Aussicht auf den Hafen.

   

Reichlich maritime Museen gibt es in der Stadt

Meiner Meinung gehen die Ansichten ein wenig auseinander, bei der Frage, wer das erste U-boot der Geschichte gebaut hat. Die Spanier reklamieren es für sich und präsentieren das gut erhaltene Stück stolz der Öffentlichkeit. Dies war deshalb möglich, weil das Teil, soviel ich weiß, niemals richtig eingesetzt worden ist, was bei den Konkurrenzprodukten regel-mäßig zum Totalverlust geführt hat.

Unser nächster Törn brachte uns an einer spektakulär wilden Küste nach Almeria. Dabei hatten wir wechselnde Winde und mussten ständig die Besegelung anpassen. Oft kam der Wind direkt von achtern und wir segelten Schmetterling, d.h. Vorsegel auf eine Seite, Großsegel auf die andere. Als wir das berüchtigte Cabo de Gata rundeten, nahm der Wind erwartungsgemäß um 2-3 Windstärken zu und während wir unseren Kurs um circa 100° änderten, kam der Wind immer im gleichen Winkel auf unser Boot. Bei Wind von achtern können wir unseren Kiel einziehen und den Wasserwiderstand verringern. Wir rauschten an einer größeren Halberg Rassy vorbei und sahen sie bald kaum noch. Nur dass sie einen Kringel gefahren sind, um mit Sicherheit einen treibenden, aufgeblasenen Plastikschwan aufzunehmen, welchen wir auch schon vorher in seiner Kurslinie gesehen hatten. Leider macht so ein aufgeholtes Teil aus jedwedem Schiff noch keine Svan. (für Nichtsegler: finnischer Edelschiffbau).

Almeria findet momentan in der deutschen Presse Erwähnung, weil man die Wirtschaft hier nach Beendigung des Bergbaues auf Gemüse und Obstanbau umgestellt hat. Das nicht unbedingt fotogene, quadratkilomerterweise Überdecken der Landschaft mit Plastikfolie dient der Rückhaltung vom kostbaren Wasser, weil man dieses nicht wirklich in benötigter Menge zur Verfügung hat. Dennoch werden fleißig Auto’s und Schiffe gewaschen und überall gibt es Springbrunnen im Überfluss.

In der Bibel steht: befiel dem Herrn Deine Wege, hier befielt der Herr Moni’s Wege

Wir fanden jemand, der uns eine passende Platte für die in Alicante erworbene Elektronik anfertigte. Kirsche war nicht drin, aber immerhin Sperrholz, im Techno-Stil mattschwarz angemalt, sieht auch nicht schlecht aus.

Von der Kunstfertigkeit einstiger maurischer Eroberer dieses Landstriches konnten wir uns anhand der Besichtigung riesiger Festungsanlagen überzeugen, die dank ihrer Wehrhaftig-keit arabischen Islam

   

über 600Jahre hier beheimatet haben. Heute wird die europäische Idee hier gepflegt, indem Einwohnern anderer EU-Staaten der Eintritt kostenlos gewährt wird. Wie schön, dass dies nicht wie analog zur Autobahnmaut als Diskriminierung angesehen wird.

Als Referrenz gegenüber einem besuchten Gastland setzt man an der Steuerbordsaling die so genannte Gastlandflagge. Ob diese hier durchgehen kann, als Referrenz ist zweifelhaft.

 Im englischen heißt diese Flagge: courtesy flag, was wörtlich Höflichkeitsflagge bedeutet, und das passt nun gar nicht.

 

 

 

 

Für die, die sich schwarz-rot-weiss zurückwünschen, hier eine Kostprobe.

Weil nicht nur aus mir, sondern auch aus meinen Klamotten jegliche Elastizität sich verflüchtigt, habe ich aus einer Betroffenen eine Gastlandflagge gebastelt, falls wir mal demnächst nach „Sacksenhausen“ segeln.

@Bärbel: Auch zum 70sten muß man das Meiste mit Humor nehmen

Auf fast allen Festungsanlagen wird dem wissbegierigen Touristen oft als Investitionsgrundlage für diese Mega-bau-projekte der Schutz vor Seeräuberei genannt, wobei mit absoluter Sicherheit die völkerrechtliche Definition von Seeräuberei von Fall zu Fall gewaltig differiert.

Einen Besuch des Drehortes vieler europäischer Westernfilme in der einzigen Wüste Europas mit Besuch des dortigen Freizeitparkes hätten wir auch gerne mitgenommen, war uns dann aber auch bei der herrschenden Hitze zu viel action. Hier immerhin ein Drehort von „Indiana Jones

und ein weiterer in der Stadt.

Abends in einer Pizzeria gab es Verständigungsschwierigkeiten, weil Moni Knoblauch auf ihrer Pizza wiederfinden wollte. Zum Glück saßen am Nachbartisch zwei urlaubende, junge Damen aus Ecuador, die aber in Brüssel leben, und freundlich auf spanisch übersetzten.

Kurz vor meiner Abreise zum Mittelmeer erhielt ich von meiner Bank ein Sicherheits -element für Überweisungen und ich habe es im Abreisestress nicht mehr geschafft, die Empfangsbestätigung wegzuschicken. Da dies auch per Fax möglich war, wollten wir das Versäumnis nachholen. Leider hat so gut wie niemand in Spanien ein Faxgerät. Und die Post lässt sich den Besitz richtig vergolden und verlangt runde 10 € für eine DIN A4 Seite.

Da muss man so viele günstige Biere und Kaffees trinken, um das wieder rein-zu-holen.

Am Morgen gab es Diskussionen, weil Moni’s Lieblings-Panik-Wetter-App, gemacht für Luftmatratzen-Kapitäne und Stehbrett-Paddler böige Winde bis zu 10 Windstärken angesagt hat. Ich setzte mich durch, und obwohl der Wind nicht, wie angesagt achterlich war, hatten wir einen lockeren, schnellen Törn nach Almerimar, wobei wir nur einmal einen Katamaran zu Gesicht bekamen, der mit seinen beiden Maschinen wacker gegen den Wind dieselte.

Gleich nach Einbiegen in den Hafen verabschiedete sich unser dickster Fender beim Anbringen am Schiff in den Fluten und Moni streckte mir voller Panik die gerissene Leine entgegen. Trotz engem Fahrwasser und mächtig viel Wind manövrierte ich das Schiff mit dem niedrigen Heck an den Fender und Moni konnte ihn wieder einsammeln. Er wurde sodann an die ganz kurze Leine genommen und bekam wieder seine Aufgabe, das Schiff zu beschützen. Aber er wurde nicht gefordert. In diesem Hafen fuhren die Marineros gänzlich ungewöhnlich mit dem Auto zum Liegeplatz voraus. Das Ende vom Lied war, ständiger Auto-und sonstiger Verkehr direkt an unserem Heck vorbei. Vorm Bug reichlich Zweitakt-Abgase von übermotorisierten Kleinst-Wasserfahrzeugen, dass man gar nicht weiß, was einem mehr stinkt. Aber wir warten mal wieder auf ein Paket, diesmal vom Segelmacher aus Valencia, welches von der Marina nicht angenommen wurde, weil wir erst drei Stunden nach dem Paket im Hafen eingetroffen sind, obwohl wir uns so beeilt haben.

Immerhin haben wir wieder nette Bekanntschaft getroffen, Margit und Ralf, die leider in umgekehrter Richtung segeln, dafür hatten wir uns aber viel zu erzählen.

Ihrem Ratschlag folgend erreichten wir die landschaftlich schön gelegene und gemanagte Marina del Este nach einer Ankernacht an einem Kap.